"Der russische Mensch, sagt Ilya Kabakov, denkt, dass die Erde der falsche Platz zum Leben ist. Seine Existenz gleicht der eines Kindes, das ohne Fahrkarte eine überfüllte Kutsche besteigen muss. Folglich kreisen seine Gedanken um den Kosmos, folglich liegen seine eigentlichen Möglichkeiten in der Kunst. In ihren Räumen, in Fantasien und Projekten bewegt sich der Künstler zum Ziel. Ilya Kabakovs Entwicklung basiert seit über dreißig Jahren auf literarischen und dann gezeichneten Projektideen. Es geht um die Umwandlung von Zuständen, in denen die Menschen leben und schicksalhaft gefangen sind, es geht um ihre Erlösung vom Übel. Der "Palast der Projekte" für die Zeche Zollverein in Essen gibt seit 1999 einen Vorgeschmack auf die zahlreichen Möglichkeiten dazu. Zu den unverwirklichten Hauptwerken zählt die Umwandlung der gesamten ehemaligen Kokerei auf Zollverein in eine "Utopische Stadt". In ihr sollen Theater entstehen, die Dante, Wagner und Tschaikowsky gewidmet sind. Viele andere Entwürfe verbinden Märchenstoffe mit barocken Maisons de plaisances und Bühnenbauten der sowjetischen Avantgarde.
Durch die Zusammenarbeit mit seiner Frau Emilia ist Kabakov seit 1989 mehr und mehr zur präzisen Planung und Umsetzung seiner Bauideen gelangt. Es geht dem Künstlerpaar um die Verwirklichung der Projekte. An verschiedenen Orten in Europa und Amerika stehen Architekturvorhaben der Kabakovs zur Realisierung an.
Ein knappes Jahrzehnt nach der großen Ausstellung mit den Installationen im Pariser Centre Pompidou zeigt die Kunsthalle Bielefeld die Retrospektive von Ilya und Emilia Kabakovs Architekturprojekten. Sie besteht aus annähernd sechshundert Zeichnungen und mehr als vierzig Modellen, die den gesamten Bau von Philip Johnson füllen. Es erscheint ein gebundenes, vierhundert Seiten starkes, reich bebildertes Künstlerbuch in deutscher und englischer Sprache zum Preis von 45,-EUR.
Durchgehend während der Ausstellung wird der Begleitfilm "Die Utopische Stadt" (Dauer 23 Min.) gezeigt. An den Sonntagen wird in einer Kabakov-Kantine im Erdgeschoss Borschtsch gereicht. Im nahegelegenen Gutspark Böckel steht als Installation der Kabakovs noch bis zum 3. Oktober 2004 eine sechzehn Meter hohe Himmelsleiter, auf der ein Mann seinen Engel erwartet. Die Bielefelder Ausstellung der Architekturprojekte wird von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld und Brocard Parfums unterstützt. Das Kunsthaus Zug zeigt die Ausstellung im Frühjahr 2005.
Kabakov wurde 1933 in Dnjepropetrowsk in der damaligen UDSSR geboren. Sein Vater war Schlosser, seine Mutter Buchhalterin. Bereits 1943 nahm er Unterricht an der Leningrader Kunstakademie in Samarkand. Ab 1945 wurde er in Moskau zum Diplomillustrator ausgebildet. Seitdem lebte und arbeitete er in Moskau. Nach dem Umzug 1987 in den Westen charakterisierte er sich als "Zeuge einer verlorenen Zivilisation". Seit 1992 leben er und seine Frau Emilia, 1945 ebenfalls in Dnjepropetrowsk geboren, als amerikanische Staatsbürger in New York. Ihr international viel beachtetes Werk wurde erstmals im Sommer 2004 in der Eremitage in St. Petersburg gezeigt. Auch hier für hat die Kunsthalle Bielefeld den Katalog produziert (40,-EUR)" (Quelle: Presse /KH Bielefeld)
Foto: Copyright: KH Bilefeld / Ilya Kabakov: Die Utopische Stadt: Ansicht der Fußgängerbrücke, Aquarell und Buntstift, 27 x 43 cm, 2001
Ausstellungsdauer: 12.09. - 14.11.2004
Kunsthalle Bielefeld | Artur-Ladebeck-Str. 5 | 33602 Bielefeld | Tel.: 0521-32 999 50-17
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