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Kerstin Brätsch. MIMIKRY

ab 21.01.2023 | Fridericianum, Kassel

(English below)

In der Reihe der Interventionen präsentiert das Fridericianum die Arbeit MIMIKRY von Kerstin Brätsch. Die komplexe, raumgreifende Installation wurde von der in Hamburg geborenen Künstlerin eigens für die Rotunde im Zentrum der Kunsthalle entwickelt und bildet den neuen Rahmen des dort befindlichen Cafés. Sie schließt unmittelbar an jene Cafégestaltungen an, die Brätsch 2019 im Museum of Modern Art in New York sowie 2021 in der LUMA Foundation in Arles realisierte.
MIMIKRY reflektiert einen Teil der Erdgeschichte, der den in ihren Dimensionen kaum fassbaren Kontext des menschlichen Daseins bildet. Gesteine, Sedimente und Fossilien werden in Form von Wandtapeten, Fenstervorhängen, lichtdurchlässigen Raumteilern und skulpturalen Tischen zu einem funktionalen Teil des Caféinterieurs. Das Vergangene zieht sich in die Gegenwart – ein Eindruck, der durch zahlreiche Darstellungen von lebendigen Dinosauriern noch verstärkt wird. Zu der Vergangenheit, deren Ablagerungen Brätsch in ihrem Werk mit zeitgenössischen Materialien rekonstruiert, zählen die Urzeiten des Planeten ebenso wie die Werkgeschichte der Künstlerin. Auch der Titel der Arbeit greift diese Verschränkung auf. Mimikry bezeichnet die Nachahmung optischer, akustischer oder auf den Geruchssinn abzielender Signale von Lebewesen, um andere Lebewesen zugunsten des eigenen Überlebens zu täuschen. In MIMIKRY vollzieht die Künstlerin diesen Prozess bildlich an sich selbst. Die Muster, Ornamente und Oberflächenstrukturen der Installation zitieren frühere Arbeiten, die selbst Nachahmung zum Thema haben. Einerseits handelt es sich dabei um die Marmorierungen der Werkgruppe Unstable Talismanic Renderings (seit 2014), die unter anderem Gesteinsformationen vortäuschen. Andererseits sind die polymorphen Tischplatten aus Kunststein, die auf bunt schillernden Beinen ruhen, mit pinselstrichartigen Motiven aus der seit 2017 entstehenden Serie Fossil Psychics (Stucco Marmo) bedruckt. Im Spiel mit Imitation, Materialien unterschiedlichster Qualität sowie diversen Herstellungsverfahren „sedimentiert“ Brätsch ihre malerische Praxis und erprobt künstlerische Überlebensstrategien. An der Grenze von Kunst und funktionsorientiertem Design begegnet sie den Betrachter*innen augenzwinkernd als überaus gegenwärtige Dinosaurierin. So lädt MIMIKRY kleine und große Besucher*innen nicht allein zum Verweilen ein. Die Arbeit regt ebenso zu einer ungewohnten Auseinandersetzung mit Zeit und Zeitlichkeit sowie mit kunsttheoretischen Fragestellungen an.

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­ English:

Kerstin Brätsch
MIMIKRY

The Fridericianum presents MIMIKRY by Kerstin Brätsch, the most recent work in its series of interventions. Specially developed for the rotunda at the heart of the kunsthalle, the complex, expansive installation by this Hamburg-born artist forms the new surroundings of the café located there. It follows café installations realized by Brätsch at the Museum of Modern Art in New York in 2019 and the LUMA Foundation in Arles in 2021.
MIMIKRY reflects a piece of Earth’s history whose colossal dimensions form the scarcely comprehensible context of human existence. Rocks, sediments, and fossils become a functional part of the café’s interior as wallpaper, window curtains, translucent room dividers, and sculptural tables. The past is pulled into the present—an impression reinforced by numerous depictions of dinosaurs. The past, whose deposits Brätsch reconstructs using contemporary materials, includes planetary prehistory as well as the artist’s own work history. The installation’s title picks up on this dovetailing. Mimicry refers to the imitation of visual, auditory, or olfactory signals by living beings to deceive other living beings for survival. In MIMIKRY, the artist performs this process figuratively upon herself. The patterns, ornamentation, and surface structures of the installation reference earlier works that themselves take imitation as their theme. These are, on one hand, the marblings from the series Unstable Talismanic Renderings (2014–present), which simulate rock formations, among other things. On the other hand, these are the motifs reminiscent of petrified brushstrokes from the Fossil Psychics (Stucco Marmo) series (2017–present), which at the Fridericianum are printed onto polymorphic tabletops of cast stone that rest on colorful iridescent legs. Toying with imitation, materials reflecting the most varied qualities, and diverse production processes, Brätsch “sediments” her painterly practice and explores artistic survival strategies. On the borderline between art and functional design, she meets the viewer with a twinkle in her eye as an eminently contemporary dinosaur. Hence, MIMIKRY not only invites visitors of all ages to linger. It also offers audiencesan unusual engagement with time and temporality, as well as with questions about the nature of art. ­
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Fridericianum
Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
www.fridericianum.org

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