In 13 Räumen erschließt Zilla Leutenegger (geboren 1968 in Zürich) Schritt für Schritt eine
Biografie, die eine Kunstfigur vorstellt: Zilla, das Alter Ego der Künstlerin. Zilla ist in ihren Haltungen
und Handlungen so offen angelegt, dass wir uns in sie, in ihre Wohnung und ihre Kleider, ja in ihre
Erinnerungen hineinversetzen können. In atmosphärisch dichten Szenen lädt diese Biografie in Kleidern
bewusst zur Identifikation ein. Die Künstlerin erprobt unterschiedliche Rollenmuster und Identitäten und
ruft dabei kollektive Bilder und Erinnerungen auf – am deutlichsten wohl mit der zum Mahnmal in Beton
gewordenen Jeans, die sie an jenem Tag trug, an dem sie in New York war und sah und hörte, wie die
Flugzeuge in die Zwillingstürme flogen (9/11 Jeans, 2013).
Zilla blickt zurück, wobei ihre Kleider eine entscheidende Rolle spielen. Etwa das Matrosen-Shirt auf
einer alten Fotografie von ihr als dreijähriges Mädchen. Aus dem Streifenmuster löst sich ein Faden und
verselbständigt sich zu einer gezeichneten Linie, die den Zeit-Raum ihres Lebens überspannt. Er reicht
bis zu einem Bild einer heldenhaft Gewichte stemmenden Zilla, die endlich ist, was sie werden sollte:
Groß und stark (2013). Die Erinnerung verfängt sich in einem Nachthemd, einem Tutu, einer Abendrobe
(Akris, 2013), einem geliehenen Pullover.
Einzelne Kleider, als Objekte oder auf Fotografien festgehalten, stehen für konkrete Erlebnisse und
Erfahrungen, für vergangene Lebensphasen. In Leuteneggers Arbeiten verselbständigt sich der Charakter
dieser Kleidungsstücke: Sie werden zu Hüllen, in die wir uns hineinversetzen, Souvenirs aus einem
Leben, das wir – ausgebreitet in den Raum – durchschreiten und erinnern können, als wäre es das unsere.
Das im Betrachter entfachte Hin und Her zwischen dieser Biografie und dem Verlauf des eigenen Lebens,
zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Fiktion gleicht der Pendelbewegung der Schaukel,
auf der Zilla sitzt (Passato remoto, 2007) – als flüchtiger Schatten, der in der Videozeichnung doch ganz
gegenwärtig erscheint.
Zilla Leutenegger verbindet spielend leicht Zeichnungen auf Papier und Wänden sowie animierte und
dann projizierte Zeichnungen mit Objekten zu raumgreifenden Werken. Solche Installationen bringt die
Schweizer Künstlerin Raum für Raum in die Grafiketage von Museum Morsbroich.
Museum Morsbroich
Gustav-Heinemann-Str. 80
51377 Leverkusen
Telefon: +49 (0)214 85556-0
museum-morsbroich.de/
PM
Kataloge/Medien zum Thema:
Zilla Leutenegger
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
GalerieETAGE im Museum Reinickendorf
neurotitan
Galerie Beyond.Reality.
Galerie Johannisthal