In den charakteristischen »Scheibenbildern« von Ernst Wilhelm Nay, deren formale Entwicklung sich schon in den vorangegangenen Werken anbahnt, entfaltet Nay in kreisrunden Feldern das dynamisch-rhythmisierte Eigenleben der Farbe auf der Fläche. Dies entspricht seiner Überzeugung, dass das zweidimensionale Bild »keinerlei Illusionsräumlichkeit zuläßt«. Der oftmals gestische Pinselduktus unterstreicht in Zusammenhang mit den gestaffelten und einander überlagernden Farbschichten den prozesshaften, performativen Akt des Malens und verleiht der materiellen Existenz der Farbe eine spürbare Lebhaftigkeit. Die Kreise vermitteln den Eindruck pulsierender Farbfelder voll expansiver Kraft, wodurch die Vitalität der Komposition in hohem Maße gesteigert wird. Farben und Formen scheinen im imaginären Raum zu kreisen und werden auf ihre elementare Wirkung reduziert. Die Wahl der Titel trägt der Eigenständigkeit der Farbe Rechnung: »Ultramarin und Gelb« (1960), »Rhythmen und Quanten« (1964) bezeichnen nicht nur vorherrschende Pigmente bzw. deren strukturierte formale Umsetzung, sondern stehen auch für die Reduzierung auf die Grundeigenschaften farblicher Materie. So handelt es sich bei dem physikalischen Begriff der Quanten um nicht mehr weiter teilbare energetische Teilchen.
Die Malereien und Plastiken Bernard Schultzes stellen dagegen abstrahierte Figurationen dar, die sich in Stil und Formensprache an die Werke der Surrealisten anlehnen. Seine zuweilen gestisch-zeichenhaften Bildschöpfungen werden oft durch collagierte Bildzitate aus der Kunstgeschichte und der Alltagswelt angereichert. Wie aus dem Nichts wuchern aus farbigen Kürzeln Gestalten und Szenerien. Die aus unterschiedlichen Materialien gefertigten »Migof«-Plastiken - eine Wortschöpfung Schultzes, mit der er seine hybriden Wesen ab 1961 bezeichnet - sind ebenso phantasievolle wie unheimliche Visualisierungen von fetisch-ähnlichen Fabelwesen. Schultze versteht seine »Migofs« als wesenhafte Gebilde, die sich aus Tier, Pflanze und Mensch zusammensetzen und zwischen Entstehung und Verfall existieren. Oftmals aus einfachen und alltäglichen Materialien zusammengefügt, sind die einzelnen Werkstoffe, wie Schultze betont, potentiell verbrennbar und somit prinzipiell vergänglich.
Das plastische Werk von Rolf Szymanski reduziert die Figur auf abstrakt-amorphe Torsi, organische Grundgerüste, die eine unmittelbare und eindringliche Präsenz aufweisen. In seinen Arbeiten geht es ihm um die »Rekonstruktion« von Leiblichkeit. Seine antropomorphen Körper folgen keinem Idealbild, sondern verweisen auf die Kreatürlichkeit menschlichen Daseins.(Presse / Pinakothek der Moderne)
Abbildung: Bernard Schultze | Stern über Gomorrha 1982 – 1983 | Theo Wormland-Stiftung
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