Installationsansicht "Roman Ondák - Within Reach of Hand or Eye", The Hill Seen from Afar, 2011, © Künstler, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf
Roman Ondák gilt spätestens seit seiner viel beachteten Arbeit im Tschechischen und Slowakischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2009 als einer der wichtigsten jüngeren Künstler, die Traditionen der konzeptuellen, der prozessorientierten und Installationskunst auf völlig eigenständige Weise aufgreifen und weiterentwickeln. Seine teils subtilen Eingriffe in reale Alltagssituationen können die unterschiedlichsten Formen annehmen und sind manchmal kaum zu bemerken. So stellte Ondák 2001 eine größere Zahl älterer Skoda-Fahrzeuge mit slowakischen Kennzeichen für zwei Monate auf einem Parkplatz hinter der Secession in Wien ab; zwei Jahre später organisierte er eine Warteschlange vor dem Kölner Kunstverein. Bei nicht wenigen Projekten Ondáks (geb. 1966, lebt in Bratislava) bleiben Autorschaft und Status der Werke für den Betrachter unklar.
Auch wenn der Künstler in einigen seiner Arbeiten Phänomene rund um die Kunst und das Museum untersucht, interessiert ihn vor allem „das alltägliche Verhalten der Menschen“ und „die Qualität hinter den Objekten“ (R. O.). Seine Kunst richtet sich so mit ihrer humanistischen Einstellung bei aller Bescheidenheit in der Form auf die Breite und die Komplexität der Realität selbst.
Im Mittelpunkt der Ausstellung Roman Ondák – Within Reach of Hand or Eye (25.02. – 28.05.2012) steht – neben für Düsseldorf erneut konzipierten Arbeiten aus Italien und Panama - eine extra für diese Präsentation geschaffene Installation mit dem Titel The Hill Seen from Afar (2011). Der künstliche Hügel mit einem Miniaturbaum auf der Spitze bringt die gewohnten Perspektiven gründlich durcheinander. Mitten im Kunstraum erscheint ein Stück Natur, das die Wahrnehmung des Betrachters ins Zentrum stellt. Geht es hier um ein Kunstwerk, das mit seinem besonderen Maßstab die Blicke auf sich zieht, oder eben um einen „Hügel, den man aus der Entfernung betrachtet“? Aber wieso befindet sich der Hügel dann direkt vor einem, wo bleibt die Entfernung? Nur im Kopf des Betrachters? Solche und viele andere Fragen, die aus „Gullivers Reisen“ entsprungen sein könnten, werden von einem hoch attraktiven Objekt ausgelöst, das gleichzeitig eine Skulptur aus eigenem Recht ist.
Die beiden anderen Arbeiten in der Ausstellung, für die erstmals die besonders großen Räume der Bel Etage im ersten Stockwerk als eigenständiger Ausstellungsort genutzt werden, sind mit The Hill Seen from Afar thematisch verbunden. Sie greifen auf Aktionen bzw. Installationen aus den vergangenen Jahren zurück und versetzten sie in einen neuen Aggregatzustand. Bei Across That Place (2008 – 2011) hatte Ondák in der einstmals den USA gehörenden Kanalzone von Panama Menschen aufgefordert, zu einem Steinehüpfen am Kanal zusammenzukommen. Mit Videos, Plakaten, Zeichnungen, Fotos, Gemälden, Landkarten, Postkarten und Briefen wird diese spielerische „Überwindung“ der beiden Hälften des Kontinents Amerika und der ehemaligen Kolonialherrschaft als ebenso reales wie poetisches Ereignis kolportiert. Da es wohl kaum jemandem gelungen sein durfte, mit seinem Stein das andere Ufer zu erreichen, erhielt das sonst der bloßen Zerstreuung dienende Spiel eine neue, starke Symbolkraft.
Eclipse (2011) schließlich stellt eine das Oberste zu unterst kehrende Installation zurück auf den Boden. Ausgangspunkt ist eine traditionelle Dachkonstruktion in Originalgröße, die der Künstler kopfüber in einem modernen Ausstellungsraum errichtet und mit metallenen Platten von der Decke des Raumes belegt hat. Die Reste dieses absurden Bauwerks, bei dem Oben und Unten, Innen und Außen verkehrt worden sind, liegen nun als Material einer Erinnerung oder als Lager für eine neue Konstruktion an einem anderen Ort. In einer Art Guckkasten erscheint außerdem ein Ausblick auf das ursprüngliche Werk in einer ungeklärten Situation zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Realität und Fiktion.
„In Reichweite von Hand oder Auge“ – so der Titel der Ausstellung - stellt Fragen nach der Wahrnehmung der Welt, nach Distanz und Nähe, nach den Grenzen und den Möglichkeiten des eigenen Wissens und Einflusses.
Ein Video zu Roman Ondáks Ausstellung 2008 in der Berliner daadgalerie sehen Sie hier: VIDEO
Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10.00-18.00 / samstags, sonntags, feiertags 11.00-18.00 / montags geschlossen
K21 STÄNDEHAUS
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