"we´ll not carry coals" lautet der Titel der Ausstellung des Plastikers und Environmentkünstlers Franz West, der zu den bedeutendsten Künstlern Österreichs zählt und in der Vergangenheit auf vielen großen internationalen Ausstellungen wie bspw. der documenta IX vertreten war.
Pressemitteilung/Auszug: "... Neben den "Passstücken" umfassen seine Werkgruppen Reliefs, Collagen, Übermalungen, einzelne oder in Gruppen zusammengefasste Skulpturen, Möbel oder Möbelgruppen und Environments, die alle vorher genannten Werkformen zusammenfügen und Videotapes sowie Raumgestaltungen mit einbeziehen.
Franz West ist 1947 in Wien geboren, wo er lebt und arbeitet. Von 1977 bis 1982 studierte er in der Bildhauerklasse von Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste. Bereits Mitte der 70er Jahre entwickelte er die von ihm so genannten "Passstücke", die wie Prothesen wirken und als Stützen oder Hüllen an den Körper angelegt werden. Wests Ziel war es, Neurosen Plastizität zu verleihen: "Ich behaupte, wenn man Neurosen sehen könnte, sähen sie so aus." Viele dieser Aktionen dokumentierte West in Videos und Fotografien.
In der Betonung des Körpereinsatzes und der Performance entwickelte der Künstler Aspekte des Wiener Aktionismus weiter, vermeidet allerdings mit seiner charakteristischen Ironie dessen ernsten Pathos. In der frühen Werkgruppe der "Passstücke" sind im Kern wesentliche Eigenschaften seiner Arbeiten enthalten. Er verwendet für sie die typischen Materialien seiner Skulpturen (Metall, Gips, Papiermaché, Farbe). Sie sind deutlich auf sich selbst als Gegenstände verweisende, dennoch schwer lesbare Gebilde in rauer, "unvollendeter" Faktur. Erst in der Handhabung der Objekte erfüllt sich die künstlerische Idee.
In konsequenter Weiterführung der "Passstücke" entstehen seit 1987 die aus Fertigteilen und Industrieschrott gebauten, mit Stoff oder Teppich bespannten Sitz- und Liegemöbel. Der gemütlichen Wohnatmosphäre entfremdet, sind auch sie dazu gedacht, vom Ausstellungsbesucher benutzt zu werden. Wests Sitzskulpturen haben sich im Laufe der Zeit zu regelrechten Kommunikationsinstallationen entwickelt. Unter anderem fertigte er seine markanten Sitzgelegenheiten für das Sonnendach der New Yorker Dia Art Foundation oder das Open-Air-Kino der documenta IX sowie für die große Halle der documenta X. Mit ihnen thematisiert West die ambivalente Stellung seiner Arbeit als eigenständiges Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand. Darüber hinaus können seine Liegen als Anspielung auf Siegmund Freud interpretiert werden, mit dessen Schriften sich West intensiv beschäftigt.
Im Kunsthaus Bregenz werden in einer umfassenden Schau ausgewählte Werke seines Schaffens und neue Werkgruppen gezeigt. Neben 70 Zeichnungen, Gouachen, Collagen, Plakatentwürfen und Zeitungsübermalungen aus den 70er Jahren bis heute, zeigt die Ausstellung auf vier Ebenen, neben zahlreichen Skulpturen und frühen "Passstücken", Wests bevorzugtes Medium der letzten Jahre: Möbelstücke. Sie sind in Ensembles arrangiert und werden zu begeh- und benutzbaren Environments. Es sind typische Geschmacksfallen, die auf sozialästhetischen Mustern aus der Alltagswelt aufbauen. West konterkariert damit eine Betrachtungsweise, die auf "Schönheit" und "Gebrauchswelt" aufgebaut ist. Erstmals in Europa zu sehen sind Werke aus der großformatigen Skulpturengruppe "Sisyphos" (2002). Den Platz vor dem Kunsthaus bespielt West mit der monumentalen Außenskulptur "Centripetale" (2001). ... "
Ausstellungsdauer: 5. Juli bis 14. September 2003
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, Donnerstag 10 - 21 Uhr
Kunsthaus Bregenz, Karl Tizian Platz, A-6900 Bregenz
www.kunsthaus-bregenz.at
Foto:Installationsansicht MAK, Wien 2001
Foto: Gerald Zugmann/MAK, Wien
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