Als Ai Weiwei vor eineinhalb Jahren zu einer großen Einzelausstellung im Kunsthaus Bregenz eingeladen wurde, ahnte noch niemand die Situation voraus, in der wir uns heute befinden. Anfang April 2011 wurde Ai Weiwei am Flughafen von Peking festgenommen und bis zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Textes für das vorliegende Einladungsheft (Mai 2011) fehlt von ihm jede Spur. Weder seine Familie noch sein Team wissen, wo genau er sich befindet und wie es um ihn steht. Bis dato gibt es keine konkrete Anklage von offizieller Seite. Den regierungsnahen chinesischen Zeitungen ist lediglich zu entnehmen, dass man ihm Wirtschaftsdelikte und Bigamie vorwirft – so wurde es auch in anderen Fällen praktiziert, um missliebige, kritische Kulturschaffende zu diskreditieren und schließlich zu langen Haftstrafen verurteilen zu können. Als Reaktion auf das Verschwinden von Ai Weiwei hat es viele Proteste von einflussreichen Politikern wie dem amerikanischen Präsidenten oder den Außenministern von Österreich und Deutschland gegeben, und führende Intellektuelle, Nobelpreisträger und sehr viele Kulturschaffende haben sich für den Künstler stark gemacht. Hinzu kamen Aktionen und Unterschriftenaufrufe einer Vielzahl von Kunstinstitutionen, an denen sich auch das Kunsthaus Bregenz beteiligte.
Wir sind in den letzten Wochen des Öfteren gefragt worden, ob wir auch unter den gegebenen Umständen die Ausstellung realisieren werden. Uns erscheint die Präsentation des Werks von Ai Weiwei heute nötiger denn je. Nicht nur weil die Schau im Kunsthaus Bregenz mit ihrer Konzentration auf seine Architekturprojekte einen bisher eher unterrepräsentierten Aspekt der breit gefächerten Arbeiten beleuchtet, sondern vor allem weil wir der Überzeugung sind, dass es zum jetzigen Zeitpunkt unabdingbar ist, das Ai Weiwei
Interesse und die Diskussion um das Schaffen dieses bedeutenden Künstlers und seine Unrechtbehandlung durch den chinesischen Staat im Blick der Öffentlichkeit zu halten. Wenngleich Ai Weiwei mit Ausstellungen auf der ganzen Welt in den letzten Jahren für Furore gesorgt hat, auf der documenta 12 (2007) zu den am meisten beachteten Teilnehmern zählte und vor nicht allzu langer Zeit mit großen Einzelausstellungen und Projekten im Haus der Kunst in München (2009/10) sowie in der Turbinenhalle der Tate Modern in London (2010/11) überzeugte, verhindert sein aktueller Freiheitsentzug jede öffentliche Stellungnahme von seiner Seite.
Ungeachtet der Tatsache, dass wir die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz nicht als Reaktion auf die aktuellen Ereignisse geplant haben, kommt ihr eine besondere Bedeutung zu, weil die Auswahl der Werke und ihre räumliche Abfolge von Ai Weiwei selbst in enger Zusammenarbeit mit uns bis ins Detail konzipiert wurde. Dabei waren der Künstler und wir uns gleich zu Beginn einig, dass nicht nur die formalen Kriterien und die kulturelle Verortung seiner Architektur thematisiert werden, sondern auch auf deren soziale und politische Bedeutung eingegangen werden muss. ...
Solidaritätsprojekte: KUB-Billboards
Zeichen der Solidarität
Olafur Eliasson, Jenny Holzer,
Barbara Kruger, Rirkrit Tiravanija,
Luc Tuymans und Franz West
4. Juli – 16. Oktober 2011
Abbildung: Ai Weiwei, Porträt, 2010, Foto: Gao Yuan
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr
20.07. bis 21.08., tägl. 10 – 20 Uhr
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: (+43-55 74) 4 85 94-0
kunsthaus-bregenz.at
Medienmitteilung
Kataloge/Medien zum Thema:
Ai Weiwei
Verein Berliner Künstler
a.i.p. project - artists in progress
ifa-Galerie Berlin
Haus am Lützowplatz / Studiogalerie
Alfred Ehrhardt Stiftung