In seinen jüngsten Arbeiten hat der international renommierte Künstler Thomas Hirschhorn die Idee der Ruine erforscht und als einen Zustand greifbar gemacht, in dem zuvor Verborgenes sichtbar wird. Hirschhorn zeigt in seinen Installationen – so auch auf der diesjährigen Venedig Biennale – wie das Bild der Ruine zugleich für die zusammengebrochene Fassade eines zerstörten Gebäudes wie auch der vergessenen Geschichte steht. Ein Bau oder die Geschichte bleiben im Zusammenbruch zwar als Einheit erfassbar, zugleich öffnet sich aber hinter der Fassade ein neuer Blick auf das zuvor Verborgene.
Die Bremer Arbeit wird diese Auseinandersetzung mit dem Thema des Verbergens und Offenlegens fortsetzen und auf die konkrete Situation der Kunsthalle Bremen anwenden: „‚Nachwirkung‘ soll in den drei Sälen der ‚Großen Galerie’ einen Raum schaffen, der eine gewisse Sinnlosigkeit aufzeigt.
In dieser Arbeit und mit dieser Arbeit soll jede Gewissheit verschwinden. Das heißt nicht, dass es keinen Sinn gäbe oder dass ich mit Unsinn operieren würde, es bedeutet vielmehr, dass es zu viel Sinn gibt, zu viel unendlichen Sinn und zu viel Sinnvolles.“, so der Künstler über seine geplante Installation. Wesentlich für Hirschhorns Arbeit in Bremen ist die Realisierung im geschichtsträchtigen, denkmalgeschützten, im Jahr 1849 als Museum eröffneten und mehrfach erweiterten Gebäude. Gleichzeitig setzt er sich unmittelbar mit der Sammlung und der Geschichte des Hauses auseinander. In diesem Sinne inszeniert der Künstler fünf originale Meisterwerke in der Ruine. Die Auswahl der Gemälde erläutert er wie folgt: „Aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen habe ich fünf Kunstwerke ausgesucht, um sie in meine Arbeit ‚Nachwirkung‘ zu integrieren. Es sind Kunstwerke, die für mich wichtig sind […].“ Ausgewählt für diese Inszenierung hat er die Gemälde „Das Friedhofstor“ (um 1825/30) von Caspar David Friedrich, „Der Abenteurer“ (1882) von Arnold Böcklin, „Reh im Thomas Hirschhorn, Abschlag, 2014,
Manifesta 10, General Staff Building, Hermitage Museum, St Petersburg, 2014 Courtesy: the artist / Manifesta Thomas Hirschhorn, Vorbereitende Skizze für „Nachwirkung“, 2015, Installation in der Kunsthalle Bremen
Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) lebt und arbeitet in Paris. Im Jahr 2000 erhielt er den Prix Marcel Duchamp und 2004 den Joseph Beuys-Preis. Zuletzt richtete er viel diskutierte Installationen im Schinkel Pavillon in Berlin sowie auf der Manifesta 10 in Sankt Petersburg ein (beide 2014). 2011 bespielte er den Schweizer Pavillon auf der 54. Biennale in Venedig und zeigte 2002 sein Bataille-Monument auf der Documenta11 in Kassel. Von der Stadt Bremen wurde er 2003 mit dem Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum ausgezeichnet.
Interventionen und Identitätsfindung in der Kunsthalle
Hirschhorns radikale Intervention und Transformation einer traditionellen Museumsarchitektur ist Teil einer Reihe von herausfordernden Projekten in der Kunsthalle Bremen, die über die Institution, ihre Geschichte und ihre Zukunft reflektieren. Zu diesen Arbeiten gehören die performative Neuinszenierung von Friedensreich Hundertwassers „Die Linie von Hamburg“ sowie Sarah Morris‘ monumentales Wandbild „Jardim Botânico [Rio]“. Hirschhorns Arbeit wird zu einem Zeitpunkt realisiert, an dem sich das Museum in einem Prozess der Neuorientierung und Öffnung nach außen befindet.
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen
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