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Erstmalig findet dieses Jahr parallel zur ART COLOGNE die art.fair statt, die mit Vorbildern wie der "Affordable Art Fair" in London oder der "Liste" in Basel mit erschwinglichen Preisen und erfrischender Kunst neue Käuferschichten anlocken will. 56 Galerien stellen Arbeiten von 150 Künstlern aus der ganzen Welt aus und so soll für jeden Besucher etwas dabei sein. Es soll jedoch nicht nur ein neues, jüngeres Käuferklientel angesprochen werden, sondern auch besonders bei den jungen Besuchern die Schwellenangst vor den Galerien und dem Kunstmarkt abgebaut werden. Das Motto der Messe "Enjoy contemporary art!" ist auf den 4.000 qm des renovierten Industriebaus ansprechend umgesetzt. Ganz neue, junge Kunst mischt sich unter etwas etabliertere zeitgenössische und so entsteht eine bunte Mischung, die neugierig macht und den Besucher wie einen Entdecker durch die Gänge ziehen lässt. Um das Geschehen weiter aufzulockern, finden täglich Musikveranstaltungen mit verschiedenen Bands und bekannten Kölner DJ´s statt. Dies erinnert natürlich an die "Lange Nacht der Museen", die auch alljährlich viele junge Leute mit ihrer Mischung aus "high- and low art" anlockt: zeitgemäße Events, die abendliche Party und gute Kunst in lockerer Atmosphäre vereinen.
Man sollte sich, wenn denn möglich, offen und ohne vorgebildete Ansprüche durch die Location treiben lassen, dann wird man belohnt werden mit jeder Menge Kunst, die Spaß macht, aber auch mit ungewohnten und nachdenklichen Werken, die dennoch den Kunstlaien nicht abschrecken. So beispielsweise die Arbeiten afrikanischer Künstler, die die Galerie Seippel (Köln) zeigt. Die Installation „Profile“ der Südafrikanerin Berni Searle (*1964) wirkt in ihrer Monumentalität zunächst beängstigend, macht aber auch neugierig auf die Hintergründe. Searle beschäftigt sich - wie oft in ihren Arbeiten - mit den Problemen der eigenen Identitätsfindung. Vorfahren aus verschiedenen asiatischen, afrikanischen und britischen Kulturen machen diese Identitätssuche nicht einfacher und haben die Künstlerin auf verschiedene Weisen geprägt. In ihrer Installation setzt sie diese Prägungen im wahrsten Sinne des Wortes - nach außen - sichtbar um, indem sie sich Symbole, die jeweils für eine mentale Prägung ihrer Persönlichkeit stehen, physisch einprägt.
Anders, wenn auch nicht weniger spannend, ziehen die Arbeiten von Mbongeni Buthelezi die Aufmerksamkeit der Betrachter auf sich. Auf dem Kojenboden bunte Plastikschnipsel verteilt, wirken die Bilder an den Wänden zunächst wie lackierte Collagen. Es handelt sich jedoch um geschmolzene Fetzen alter Plastiktüten, die der Künstler zu verschiedenen Elementen zusammenlegt und dann durch Hitze schmilzt. Es ist nicht einfach die Innovation bei der Verwendung dieses Materials, die den Künstler lockte, sondern schlicht das ökonomische Elend seiner Heimat: Farbe und Leinwand sind teuer und nur für eine kleine Elite erschwinglich. So versteht sich Mbongeni denn auch als Maler, das Plastik verwendet er wie Farbe.
Um diese und andere spannende Kunstwerke zu entdecken – und vielleicht sogar zu erwerben – lohnt sich ein Besuch der art.fair in jedem Fall. Mit erschwinglichen Eintrittspreisen (€ 8,50 für Erwachsene, unter 16 Jahren frei) und Öffnungszeiten von 14 bis 22 Uhr wird es jedem so einfach wie möglich gemacht, an dieser Innovation am Kunstmarkt teilzunehmen.
Adresse:
Palladium, Schanzenstraße, Köln-Mühlheim
Weitere Infos unter art-fair.de
Foto: Berni Searle, Installation Profile, 8 Digitaldrucke auf Folie
Julia Karthaus
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