"Marcel Broodthaers - Departement des Aigles - 5 October 1969 - Any de Decker, Stella Jonas and Bernd Lohhaus - Foto Maria Gillesen
Die Antwerpener Galerie Wide White Space erhält 2012 den vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) und der Koelnmesse gemeinsam vergebenen ART COLOGNE-Preis für Kunstvermittlung.
Der ART COLOGNE-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 19. April 2012 im Historischen Rathaus zu Köln an Anny De Decker überreicht. Sie hatte die legendäre Galerie von 1966 bis 1976 gemeinsam mit ihrem 2010 verstorbenen Ehemann Bernd Lohaus geleitet.
Mit Wide White Space geht der ART COLOGNE-Preis erstmals an eine „historische“ Galerie, die seit einigen Jahrzehnten nicht mehr aktiv ist. Doch die Qualität ihrer Vermittlungspraxis ragt bis in die Gegenwart hinein und die Künstler, die in Wide White Space – teilweise erstmals – ausgestellt wurden, sind heute durchweg etabliert. Die ART COLOGNE prononciert mit der diesjährigen Wahl die Reihe ihrer bisherigen Galerien-Preisträger, die von Ileana Sonnabend und Denise René über Rudolf Springer bis zu Otto van de Loo, René Block und Michael Werner reicht.
Anny De Decker und Bernd Lohaus waren bereits Teil der jungen Avantgardeszene, als sie 1966 ihre Galerie in Antwerpen eröffneten: sie als Kunsthistorikerin, er als Schüler von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie. Beste Voraussetzungen also für ein Leben und Arbeiten mit einer ambitionierten Generation junger Künstler. Die Liste der oft konzeptuellen, raumbezogenen Ausstellungen und Performances liest sich wie ein Substrat dieser künstlerisch innovativen, von Aufbruchstimmung geprägten Zeit: Carl André, Richard Artschwager, Marcel Broodthaers, Christo, Dan Flavin, Gotthard Graubner, Edward Kienholz, Bruce Naumann, Richard Long, Piero Manzoni, Panamarenko, Gerhard Richter, Dieter Roth, Bernard Schultze, Niele Toroni, Günther Uecker, Vasarely, Andy Warhol und viele andere mehr. Besonders wichtig wurde Joseph Beuys, der in Wide White Space 1968 eine seiner ersten Auslandsausstellungen hatte und die Performance „Eurasienstab“ vorführte, die auch als Film aufgezeichnet worden ist.
Das bedingungslose Engagement für die Künstler und deren zunehmende Präsenz in wichtigen Ausstellungen verschafften der Galerie internationale Aufmerksamkeit. Sie war zudem gut vernetzt, denn die Städte Düsseldorf/Köln – Amsterdam – Antwerpen entwickelten sich in den sechziger, siebziger Jahren zu Metropolen der Avantgarde und standen in einer intensiven Wechselbeziehung. Künstler, Sammler und Ausstellungsmacher bewegten sich innerhalb dieser Triangel, die auch zu fruchtbaren Galerie-Kooperationen führte.
Viele der von Lohaus und De Decker vermittelten Werke befinden sich heute in wichtigen Museen; ihre Künstler sind in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eingegangen. Trotz ihrer Anziehungskraft entschlossen sich die beiden Galeristen im Jahr 1976 neue Wege einzuschlagen: Bernd Lohaus wollte selbst wieder als Künstler und Anny De Decker als Kunstwissenschaftlerin arbeiten.
Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler zum ART COLOGNE-Preis 2012: „Mit Wide White Space wird eine Galerie gewürdigt, die auf relativ kleinem Raum Großes geleistet hat. Die Galerie gibt es nicht mehr - aber die Künstler: jeder kennt sie. Das wirtschaftliche Wagnis dieser Avantgardegalerie, der Mut zur Anstrengung durch eine intensive persönliche Nähe zu herausragenden Künstlern soll belohnt werden. Die Erinnerung an Wide White Space und die beispielgebende Wirkung von Bernd Lohaus und Anny De Decker für spätere Galeriegenerationen wird durch den ART COLOGNE-Preis wieder belebt.“
Das Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels (ZADIK) wird auf der ART COLOGNE zu Ehren der Galerie Wide White Space auf dem Stand des BVDG eine kleine Dokumentation ausrichten.
artcologne.de
Medienmitteilung
Kataloge/Medien zum Thema:
Art Cologne
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank
Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Schloss Biesdorf
Galerie Parterre
Galerie HOTO