Die Ausstellung »Kontrafakte. Karfreitagsphilosophie - Der Faschist als Demokrat« im ZKM ist die erste Station der Ausstellungsreihe »Lustmarsch durchs Theoriegelände«, die 2006 in elf Städten stattfindet. Unter dem Titel »Vom Sorgenkind zum Wundergreis« zieht Bazon Brock zu seinem 70. Geburtstag Bilanz. Jede Präsentation besteht aus elf Topologien, mit denen Bazon Brock sich 50 Jahre lang in Literatur, Theater, Ästhetik, Film, Fernsehen, Hörfunk, Action Teaching und Ausstellungen beschäftigt hat. Diese Resultate werden in einem Theoriegelände positioniert.
Eine Kunstausstellung unterscheidet sich von einem Theoriegelände der Ästhetik wie ein Chemielabor von einem Messestand für Kunststoffhausrat. Bazon Brock, Professor für Ästhetik und Gestaltungstheorie an der Universität Wuppertal, integriert wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten (Filme, Theater, Hörspiele, Ausstellungen) über Formen der Vermittlung. Er arbeitet mit den Künsten, anstatt sie bloß an die Wand zu nageln. Das Brocksche Kunstdenken eröffnet große Perspektiven. Theoreme wie »Gott und Müll« oder »Der verbotene Ernstfall« demonstrieren, wodurch man aus Beliebigkeit Verbindlichkeit schafft und aus Glaubenszweifel eine Ewigkeit baut. Die Kunst lehrt zu verehren, wovor wir uns fürchten; die Museen sind Tempel für kunstbekennende Atheisten. Brock gibt Anleitungen für Fininvests, also Investitionen ins Ende; er baut Rettungskompletts und widerruft das 20. Jahrhundert. Das sind Action Teachings der besonderen Art, deren Ziel es ist, eine bleibende Sammlung von Grabbeigaben für die 1968er Generation mit Wiederauferstehungsanlage zu schaffen.
Bazon Brock führt täglich außer montags das Publikum von 16 bis 17 Uhr mit einem 60minütigen »Gewaltmarsch« und von 18 bis 22 Uhr mit einem 240minütigen »Lustmarsch« durch alle Themenfelder.
Eintritt zu den Führungen während der regulären Öffnungszeiten EUR 5/3, Di 16-17 Uhr und Di-So 18-22 Uhr EUR 3/1
Für den 6. März 2006, 14.30 Uhr ist ein Demonstrationszug zu dem Thema »Gott und der Müll« vom ZKM in die Karlsruher Innenstadt geplant.
Kurzbiografie
Bazon Brock (*1936) versteht seine Arbeit als »hauptamtlicher Beweger«, der in ungewöhnlicher Praxis und Theorie seine Rezeptions-Ästhetik propagiert. Will in radikaler Veränderung die Kultur »in den materiellen Lebensprozeß zurücknehmen«. Als Professor für nicht normative Ästhetik, Kulturkritiker und multimedial arbeitender »Generalist« zahlreiche Veröffentlichungen von Büchern, Schriften, Manifesten, Projekten für Funk, Film, audio-visuelle Performances und Happenings, u.a. mit Künstlern wie Joseph Beuys und Wolf Vostell. Als sein Hauptwerk gilt »Ästhetik als Vermittlung. Arbeitsbiographie eines Generalisten« (1977).
Weitere Stationen von »Lustmarsch durchs Theoriegelände«:
Frankfurt, Schirn Kunsthalle; Köln, Museum Ludwig; Wuppertal, Von der Heydt-Museum; Graz, Neue Galerie; München, Haus der Kunst; Berlin, Contemporary Fine Arts; Leipzig, Museum der bildenden Künste; Pfaeffikon/Zürich, Perform; Hamburg, Sammlung Falckenberg (Presse | ZKM)
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Lorenzstrasse 19
76135 Karlsruhe
Fon: 0721 / 8100 – 1888
zkm.de
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
Bazon Brock
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
Schloss Biesdorf
nüüd.berlin gallery
Akademie der Künste
GEDOK-Berlin e.V.