Ab dem 29. April ist unter www.documenta-platform6.de die virtuelle Platform6 der Documenta11 freigeschaltet. Als offenes, wachsendes Projekt geht die Web-Plattform der 2002 von Okwui Enwezor kuratierten Ausstellung und der aktuellen Relevanz damaliger Fragestellungen nach. Im Fokus stehen Wahrheitsdiskurse, Globalisierungsfragen, Formen von Kollektivität und Solidarität. Platform6 versteht sich als Hommage an den am 15. März 2019 in München verstorbenen Okwui Enwezor, seine theoretischen Ansätze und sein kuratorisches Vermächtnis. Die Plattform versammelt historische Materialien aus dem documenta archiv: Katalogbeiträge, Texte, Videos und Fotos. Hinzu kommen neue Beiträge von Kurator*innen, Künstler*innen und Wegbegleiter*innen Enwezors, etwa Thomas Hirschhorn, Alfredo Jaar, Isaac Julien, Geeta Kapur, Wilfried Kuehn, Sarat Maharaj, Mark Nash, Monica Narula, Annie Paul, Yinka Shonibare, Terry Smith, Stephanie von Spreter und Vivan Sundaram. Künstler*innen, Kunsthistoriker*innen und ehemalige Kolleg*innen Okwui Enwezors sowie die breite Öffentlichkeit sind dazu eingeladen, Materialien zur Veröffentlichung auf der Website einzureichen. Mit dem freien Zugang zu den Plattformtexten aus den Jahren 2001/02 stellt sich das documenta archiv darüber hinaus erstmals den Anforderungen einer zeitgemäßen Open Access Policy.
Die virtuelle Platform6 greift die Idee der anlässlich der Documenta11 von Okwui Enwezor und seinem kuratorischen Team initiierten internationalen Diskussionsplattformen auf. Vier hatten sie im Vorfeld der Ausstellung an verschiedenen Orten zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Themen organisiert: Demokratie als unvollendeter Prozess in Wien im März/April 2001; Experiment mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheitsfindung und Versöhnung in Neu-Delhi im Mai 2001; Creolité und Kreolisierung in St. Lucia im Januar 2002; Unter Belagerung: Vier afrikanische Städte. Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos in Lagos im Mai 2002. Die Documenta11 in Kassel von Juni bis September 2002 fungierte schließlich als fünfte Plattform. Sie öffnete sich in besonderer Weise für globale Themen und gilt als erste derartige Ausstellung, die dezidiert außereuropäische und postkoloniale Perspektiven in den Blick nahm. Okwui Enwezor kann als Initiator und Botschafter dieser Internationalisierung angesehen werden.
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