Der Ministerrat des Freistaats Bayern hat heute in seiner Sitzung beschlossen, dass Okwui Enwezor das Haus der Kunst weitere fünf Jahre als Direktor leiten wird. Mit dieser Entscheidung wird die programmatische Neuausrichtung des Haus der Kunst bestätigt, die Okwui Enwezor seit seiner Ernennung im Oktober 2011 etabliert hat. „Ich bin begeistert von dem Vertrauen in meine Arbeit, das mir der Ministerrat mit der Vertragsverlängerung ausspricht. Und ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Haus der Kunst die erfolgreiche programmatische Neuausrichtung der Institution voranzubringen", kommentiert Okwui Enwezor die Entscheidung.
Rückblick
Okwui Enwezor hat mit einer gestiegenen Zahl von bis zu zwölf Ausstellungen pro Jahr konsequent die formale und inhaltliche Erweiterung des Mediums Ausstellung vorangetrieben, sowie neue Formate zum wissenschaftlichen Diskurs eingeführt und das Vermittlungsangebot gestärkt.
Zu seinem Vorgehen gehörte auch eine systematische Analyse der bisherigen Ausstellungsgeschichte der Institution. So hatte während des 79-jährigen Bestehens des Hauses in den repräsentativen Räumen des Ostflügels nie eine Einzelausstellung einer Künstlerin stattgefunden. Dies geschah erstmals 2015 mit Louise Bourgeois und Hanne Darboven. Darüber hinaus wurden durch monografische Werkschauen mit Joëlle Tuerlinckx, Lorna Simpson und Ellen Gallagher Künstlerinnen im Programm des Haus der Kunst fest verankert.
In geopolitischer Hinsicht hat das Haus der Kunst seit 2012 ebenfalls verstärkt auf seine bisherige Ausstellungsgeschichte reagiert, indem es mit Künstlern wie Mohamed Bourouissa (geb. 1978 in Blida, Algerien), Abraham Cruzvillegas (geb. 1968 in Mexico City), Stan Douglas (geb. 1960 in Vancouver, Kanada), Ivan Kožarić (geb. 1921 in Petrinja, Kroatien), Victor Man (geb. 1974 in Rumänien) und Lynette Yiadom-Boakye (geb. 1977 in London) zusammengearbeitet hat.
Die Auseinandersetzung mit dem belasteten Teil der Geschichte des Hauses hat Okwui Enwezor systematisch ausgeweitet, indem er erstmals mit einer Ausstellung die Nachkriegsjahre in den Blick genommen hat („Geschichten in Konflikt: Das Haus der Kunst und der ideologische Gebrauch von Kunst 1937-1955", 2012). Zudem steht die 2014 eröffnete Archiv Galerie für ein dynamisches Konzept von Archiv als einem Speicher von Dokumenten und Ideen.
Die jährliche Auftragsarbeit für die Mittelhalle („DER ÖFFENTLICHKEIT - VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST)" sowie die Kapselausstellungen, die in kleinerem Format Einblick in zeitgenössische künstlerische Praxis geben, stellen weitere neu eingeführte Ausstellungsformate dar.
Die Interdisziplinarität von zeitgenössischer Kunst ist für Okwui Enwezor seit jeher selbstverständlich. Der Hervorhebung bedarf die Tatsache, dass er auch eine immaterielle Komponente fest im Programm verankert hat: die Musik. Den Auftakt bildete eine gemeinsam mit ECM Records ausgerichtete Reihe von Konzerten im Rahmen der Ausstellung „ECM - eine kulturelle Archäologie", gefolgt von „Klang und Stille" (2012), den Soundperformances von Mark Leckey (2014), einer Produktion von Anri Sala über ein modifiziertes Stück von Arnold Schönberg, die ‚Verklärte Nacht‘ („The Present Moment", 2014), sowie einer Ausstellung über die Subkultur der 1980er-Jahre und das Schaffen von sieben Bands („Geniale Dilletanten", 2015). In „Hanne Darboven. Aufklärung" wurden die in Musik übertragenen Notierungen von Daten aufgeführt, eine Form mathematischer Musik.
Partner und Tourneen
Anlässlich der Ausstellungen zu Stan Douglas bzw. Matthew Barney hat das Haus der Kunst in den Münchner Kammerspielen und der Bayrischen Staatsoper neue Partner gewinnen können. International hat sich seine Strahlkraft durch die Tourneen der Eigenproduktionen erhöht: Im September 2015 z.B. eröffneten die Ausstellungen zu David Adjaye am Art Institute of Chicago, zu Matthew Barney am MoCA in Los Angeles, und zu Louise Bourgeois im Garage Museum in Moskau. Nicht zuletzt hat Okwui Enwezor als künstlerischer Leiter der 56. Biennale di Venezia auch das kulturelle Renommee der gesamten Region erhöht.
Ausblick
Unter den kommenden Ausstellungen ragt als Höhepunkt für den Herbst 2016 heraus: „Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965" (14.10.16 - 26.03.17), die unter der Schirmherrschaft des Außenministers der Bundesrepublik, Frank-Walter Steinmeier, steht.
Eine Herausforderung in den nächsten Jahren stellt die anstehende Sanierung des Hauses dar. Ihr Beginn ist für Ende 2017 angesetzt. Mit den Planungsarbeiten ist David Chipperfield Architects beauftragt.
Das Team vom Haus der Kunst freut sich, die mit Okwui Enwezor begonnenen Planungen und Vorbereitungen zu zahlreichen Projekten gemeinsam fortsetzen zu können.
Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH
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