Nachdem die 1966 geborene Amelie von Wulffen erst kürzlich eine Ausstellung im Centre Pompidou hatte, folgt nun ihre erste Einzelausstellung in einem Museum.
"Die deutsche Künstlerin Amelie von Wulffen (geb. 1966) beschäftigt sich in ihren Collagen, Zeichnungen und fotografischen Überblendungen mit biographischen Recherchen. Traumatische Räume, Ruinen und Erinnerungsgegenstände spannen ein sehnsuchtserfülltes, imaginäres Koordinatennetz zwischen dem russischen Dissidenten Solschenizyn, dem adoleszenten Mädchenschwarm John Travolta oder der eigenen Grossmutter auf, wobei sich der Erfahrungszusammenhang stets seiner geschichtlichen Dimension vergewissert: "Die Rekonstruktion von Einflüssen", so die Künstlerin über die 70er und 80er Jahre, "und die Suche nach Bildern, die diese Jahre für mich mitgeprägt haben und meine Assoziationen dazu, machten mir erst richtig klar, wie sehr diese Zeit noch Nachkriegszeit war".
Amelie von Wulffen eignet sich avantgardistische Praktiken an, um unterschiedlichste Wirklichkeiten, Fotografie und Malerei einerseits, offizielle Historie und fiktive Geschichten andererseits, nahtlos ineinander übergehen zu lassen. So kollidieren Zitatfetzen Albrecht Dürers mit Eduard Zimmermann, Rächer aller Verbrecher aus 'Aktenzeichen XY ungelöst', und imaginierten Erinnerungen, um als nationale und xenophobe Dispositive reflektiert zu werden. In der Serie der Stadtcollagen (1999) zersplittern funktionalistische ostdeutsche Architekturen in kubistische Sequenzen. Amelie von Wulffens Auseinandersetzung mit Architektur war zunächst einmal eine Auseinandersetzung mit der spezifischen städtebaulichen Situation in Berlin, vor allem aber eine Analyse gesamtgesellschaftlicher Determinismen und der eigenen unmittelbaren Lebenswirklichkeit. Deren soziale, ökonomische, politische und historische Rahmenbedingungen materialisieren und verdichten sich nicht zuletzt in gebauter Realität. Aus diesem Grund sind die Stadtcollagen weniger reine Urbanismus- und Funktionalismuskritik denn frühe soziologische Sonden eines Autobiographismus.
Amelie von Wulffens Werk war in den letzten Jahren in zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen unter anderem der Biennale in Venedig und der Manifesta in San Sebastian zu sehen, wie auch kürzlich im Centre Pompidou in Paris. In ihrer ersten Museumsausstellung sind sowohl frühe, als auch noch nie gezeigte Arbeiten versammelt.
Die Ausstellung wird später in modifizierter Form vom 11. Dezember 2005 bis 19. Februar 2006 im Kunstverein für die Rheinlande und Westfahlen in Düsseldorf zu sehen sein.. . ." (Presse / Museum für Gegenwartskunst)
Abbildung: Amelie von Wulffen, Ohne Titel, 2000-2002, Foto, 25x37cm, Sammlung Gabriela+Thomas Pitrowski-Rönitz
Öffnungszeiten: Di-So 11-17 h
Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst
mit Emanuel Hoffmann-Stiftung
St. Alban-Rheinweg 60
CH-4010 Basel
Tel. +41 (0) 61 206 62 62
www.kunstmuseumbasel.ch
ch
Kataloge/Medien zum Thema:
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Verein Berliner Künstler
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