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Boris Lurie

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Simon Fujiwara. Grand Tour

Fremde Biografien

7. 09. – 17. 11. 2013 | Kunstverein Braunschweig

Der Kunstverein Braunschweig zeigt vom 7. September bis 17. November 2013 mit „Grand Tour“ die erste umfassende Einzelausstellung von Simon Fujiwara in Deutschland.
Für seine Installationen, Performances, Theaterstücke und literarischen Werke begibt sich Fujiwara auf die Suche nach Geschichten und schlüpft in immer neue Rollen, wird zum Archäologen, Architekten, Schriftsteller oder Regisseur. Fremde Biografien dienen ihm dabei ebenso als Ausgangspunkt wie seine eigene, die er nach Belieben mit historischen Personen und Ereignissen verknüpft und durch fiktive Elemente ergänzt. Persönliches und Gesamtgesellschaftliches, Fakt und Fiktion vermischen sich unentwirrbar miteinander und werden dem Betrachter in aufwändig inszenierten Räumen aufbereitet.
Mit sensiblem Witz stellt Fujiwara hierbei ernste Fragen über die Manipulation von Geschichte und die Beeinflussung des kollektiven Gedächtnisses, sowie über die Mechanismen von Unterdrückungund Gewalt, Autorität und Macht.

Inspiriert von seinen Reisen durch Europa, Asien, Südamerika und den Mittleren Osten füllt Simon Fujiwara für seine Ausstellung Grand Tour die Räume der frühklassizistischen Villa des Kunstvereins mit mitgebrachten Gegenständen, Briefen, archäologischen Fundstücken und Skulpturen. Im 18. und 19. Jahrhundert war die „Grand Tour“ für junge Männer der nordeuropäischen Elite einritueller Schritt ins Erwachsenenleben. Ihre Entdeckungsreisen führten Sie meist nach Südeuropa, wo sie zum Zeitvertreib, aber auch zur ernsthaften Bildung, Artefakte und Inspiration sammelten. Daran anknüpfend bilden auch Fujiwaras Reisen den Ausgangspunkt für seine persönlichen Erzählungen, in denen er modernen Verschiebungen in den Bereichen nationale Identität, Political Correctness, Armut, Wohlstand und Sexualität nachgeht. Die Villa Salve Hospes – 1808 auf dem Höhepunkt europäischer Hegemonie erbaut – wird dabei zum Schauplatz von Fujiwaras ausgefallenen, sich kontinuierlich im Wandel befindlichen Projekten: Frozen (2010) beispielsweise besteht aus Fragmenten einer Ausgrabungsstätte, in der Stück für Stück eine alte römische Stadt freigelegt wird. Diese „Frozen City“ hatte sich scheinbar allein dem Kunsthandel, aber auch einer unheilbringenden Dekadenz verschrieben.

In Anlehnung an die Briefe des spanischen Eroberers Hernán Cortés, diktierte Simon Fujiwara auf Englisch seine persönlichen Letters from Mexico (2010) jenen mexikanischen Schreibkräften, die auf der Straße (meist einer analphabetischen Kundschaft) ihre Dienste anbieten. Die Sprachbarriere ist hierbei offensichtlich und scheint symbolisch für die andauernden Missverständnisse zwischen Europa und Mexiko zu stehen. Seinen Reiseberichten legt Fujiwara Objekte, Fotos oder Dokumente bei, die aufkommende Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Geschichten nahezu beseitigen.
Museum of Incest (2009) besteht aus einer variierenden Zusammenstellung von Anschauungsmaterial wie Artefakten und Zeitungsartikeln, Performances und einem Handbuch. Mit diesem fiktiven Museum ergründet Fujiwara die Mythen der menschlichen Evolution und stellt gleichzeitig neue Behauptungen auf, die er mit seiner eigenen Biografie vermengt und mit Beweismaterial akribisch untermauert.
Rebekkah (2012) erzählt in Skulptur und Video von der Reise eines Mädchens aus der englischen Arbeiterklasse nach China. 2011 während der Unruhen in London festgenommen und durch die Teilnahme an Fujiwaras Experiment einer Strafe entgehend, reist Rebekkah in Begleitung des Künstlers für zwei Wochen nach China. Ohne die Möglichkeit mit der Heimat Kontakt aufzunehmen, lernt sie die fremde Kultur kennen und ihre eigene reflektieren. Ihre Reise führt Rebekkah zu den Terrakotta-Kriegern im Mausoleum des ersten chinesischen Kaisers Qín Shǐhuángdìs, bevor sie selbst als eine zeitgenössische „Kriegerin“ aus Gips abgeformt wird.

Im gesamten Obergeschoss der Villa ist Fujiwaras neueste Arbeit Studio Pieta (2013) zu sehen. Ausgehend von einer Kindheitserinnerung an ein altes Foto, seine britische Mutter in den Armen eines Unbekannten am Strand von Beirut zeigt, entstand der aufwändige Versuch dieses verblassende Bild fotografisch nachzustellen und festzuhalten. Fujiwaras Suche nach den passenden Darstellern und dem richtigen Setting wird dem Betrachter in mehreren Räumen – mal surreal, mal dokumentarisch – anschaulich gemacht. Aus diesem persönlich motivierten Vorhaben heraus verwickelt sich Fujiwara in weitreichendere soziopolitische Fragen über Rassismus, Terrorismus oder sexuelle Identität.
Simon Fujiwara (geb. 1982 in London, lebt in Berlin) studierte Architektur an der Cambridge University sowie im Anschluss freie Kunst an der Städelschule Frankfurt. Seine Arbeit wurde mit dem Cartier Award und dem Baloise Kunstpreis (beide 2010) ausgezeichnet. Desweiteren nahm Fujiwara bereits an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen teil (u.a. in Venedig 2009, São Paulo 2010 oder Singapur 2011). Die Tate St. Ives widmete ihm 2012 eine große Einzelausstellung.

Kunstverein Braunschweig
Lessingplatz 12
38100 Braunschweig

kunstverein-bs.de


PM





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