Im September 2001 lud der Künstler Jochen Gerz sechs Künstler und sechs Autoren ein, mit einem Bild oder Text auf die Frage zu antworten: "Was könnte, angesichts Ihres Bildes der Kunst heute, eine noch unbekannte Kunst sein?" Jeder Teilnehmer schlug zugleich einen Nachfolger vor, dessen Beitrag nach 14 Tagen den vorherigen ablöste. Ein Jahr lang, d.h. 52 Wochen, wurde jeweils eine 'Generation' mit zwölf Beiträgen ins Internet (www.anthology-of-art.net) gestellt, so kamen mit 26 'Generationen' insgesamt 312 Beiträgen (aus 37 Ländern) zusammen: 156 Bilder und 156 Texte = 1 Anthologie der Kunst.
Selten wurden die Beiträge speziell für dieses Kompendium geschaffen, und noch seltener lagen die Beiträge ursprünglich digital vor. Und gerade dieser Prozess der Verfremdung durch Fotografieren, scannen oder digitalisieren, publizieren und drucken - für Ausstellungszwecke wurde jeder Beitrag auf eine 1 x 1 m große Stoffbahn gedruckt - kreist um die Frage der Verortung von Kunst.
Die Frage nach der Zukunft und nach der Kunst als Zeichen einer noch unbekannten Welt haben sich Künstler, Theoretiker und Institutionen nicht erst seit Beginn der Moderne gestellt. Die Ausstellung "Anthologie der Kunst" macht deutlich, wie radikal sich die Antworten auf diese Fragen im ausklingenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert verändert haben: Sie zeigt Kunst und Kunstdiskurs, die Verknüpfung von Bild und Text, nicht als Sammlung individueller Antworten, sondern als plurales Werk, als konstituiertes Netzwerk, und sie fordert dazu heraus, ästhetische Prozesse sowie Theorie und Praxis in unserer globalen Gesellschaft neu zu überdenken.
Die Ausstellung wurde zuvor in der Akademie der Künste, Berlin, und im Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, gezeigt.
Es liegt eine gleichnamige Publikation im DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln vor.
Abbildung: Miguel Leal, Axiomatic Map (1.0), 2001, digital überarbeiteter Weltaltas (Netzversion)
Maja Majer-Wallat (Pressesprecherin)
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn, Telefon 0228-9171-204/5/6
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