Der diesjährige Cologne Fine Art-Preis geht an einen Künstler, der vor allem durch Performances und sein fotografisches Oeuvre bekannt wurde. 1943 geboren, lebt und arbeitet Jürgen Klauke seit 1968 in Köln und ist seit 1994 Professor für künstlerische Fotografie an der dortigen Kunsthochschule für Medien. Am 06. September wird der Künstler 70 Jahre alt.
Jürgen Klauke hat von Anbeginn den eigenen Körper als Material ins Zentrum seiner künstlerischen Arbeit gesetzt. Als er in den 70er Jahren mit seinen erotischen Requisiten die Bühne betrat, galt er als Provokateur, der die Grenzen konventioneller gender identity lustvoll aus den Angeln hob. Bereits in den frühen androgynen Selbstdarstellungen lässt der Künstler seinen Obsessionen jedoch keinen völlig freien Lauf. Seine Inszenierungen sind in hohem Maße stilisiert und präzise komponiert. Vor allem die späteren Serien stellen sich zusehends als überpersönliche Dramen dar, deren Stationen – oftmals in einer altarhaften Anordnung der einzelnen Fotos – wie eine Choreographie lesbar sind. So thematisieren nicht nur seine bekanntesten Zyklen, die Formalisierung der Langeweile oder die Sonntagsneurosen einen Begriff der Zeit, in der dem Subjekt sinnliche Entfaltung und metaphysischer Halt versagt sind. An die Stelle leiblicher Exaltiertheit ist ein Seinszustand der Isolation getreten, für den Klauke mit profanen Objekten wie Eimern und Stühlen, Hüten und Tischen seine eigene Ikonographie der Leere gefunden hat.
Der Prozess der Sublimierung sexueller, oft von Phobien durchsetzten Vorstellungen lässt sich vor allem in seinen Arbeiten auf Papier beobachten. Mit seinen feinsinnigen, rätselhaften Zeichnungen und Gouachen ist Jürgen Klauke von der breiten Öffentlichkeit bislang weitgehend unentdeckt geblieben. Das sollte sich ändern, denn in den Papierarbeiten kündigen sich oft Themen und Motive an, die Jahre später in den Fotografien wieder aufgegriffen werden.
Von der Zurschaustellung physischen Begehrens im Frühwerk bis zu den visuellen Metaphern einer Philosophie des Sinnlosen in jüngster Zeit: Allein die abgründigen Titel seiner Werkgruppen offenbaren den ironischen Tiefsinn des Künstlers. Desaströses Ich, Ästhetische Paranoia, Ich war eine Dose, Wahrnehmungsakrobatik oder Auratisches Inferno eröffnen dem Betrachter einen weiten Raum zur Reflexion über einen der bedeutendsten, eigenwilligsten deutschen Künstler, der seit den 70er Jahren sein Werk inhaltlich konsequent und mit stets neuen Bildfindungen vorangetrieben hat.
Der Cologne Fine Art-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der Koelnmesse und dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) vergeben. In einer Sonderschau auf der Cologne Fine Art werden ausgewählte Fotografien von Jürgen Klauke zu sehen sein.
Zu den bisherigen Preisträgern der Cologne Fine Art zählen unter anderem Thomas Bayrle, Sigmar Polke, Katharina Sieverding, Georg Baselitz sowie im vergangenen Jahr Tony Cragg.
Weitere Informationen über das Werk von Jürgen Klauke finden Sie hier: juergenklauke.de / Weiteres Bildmaterial für die Presse kann angefordert werden unter: juergenklauke@t-online.de
Über die Cologne Fine Art:
„Zeitlos gut. Grenzenlos schön.“ Mit dem für sie charakteristischen Neben- und Miteinander verschiedener Stile und Epochen, dem Mix aus Alter, Moderner und Angewandter Kunst sowie Design und ‚Arbeiten auf Papier‘ ist die Cologne Fine Art einzigartig – nicht nur deutschlandweit.
Cologne Fine Art 2013
20. bis 24. November
colognefineart.de/
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