Daily Memories
Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation, Video
16.11.2014 – 1.3.2015
Eröffnung: 15.11., 16.00 Uhr
Vom 16. November 2014 bis 1. März 2015 präsentiert das
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg die Ausstellung daily memories. Die gezeigten
Werke von 17 internationalen Künstlern veranschaulichen im Zeitalter zahlloser technischer
Speicherkapazitäten auf ganz unterschiedliche Weise die Funktion von persönlich, stets kulturell
geprägter Erinnerung in unserem Alltag. Dabei bieten sie dem Betrachter einen Reflexionsraum für
eigene Erfahrungen. Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 15. November 2014, um 16.00 Uhr.
Erinnerung bezieht sich auf Vergangenheit. Gleichzeitig ist sie doch nur in der Gegenwart präsent, wo
sie uns Orientierung, Identität gibt. Dass das Gewesene auch stets gegenwärtig mitspielt, darauf
verweist Michael Hofsetter, der in seinem Werk „upcycling“ mit 62 Neonbuchstaben, die einst an
Außenfassaden von Restaurants und Geschäften Werbebotschaften verkündeten, ein Zitat von
Theodor W. Adorno leuchtend an die Wand schreibt: „Die Wirklichkeit der Kunstwerke zeugt für die
Möglichkeit des Möglichen.“ Immer war es die vielleicht wichtigste Idee und Aufgabe der Kunst,
festzuhalten, was ist, um auch später und an anderen Orten darüber Auskunft zu geben und Utopien,
nur Gedachtem, Gestalt zu geben.
In den Koffern der chinesischen Künstlerin Yin Xiuzhen verbergen sich ganze Städte, deren Namen
und Silhouetten Assoziationen hervor- und eventuell Erinnerungen an Begegnungen vor großen
Orten der Geschichte wie in Sven Johnes Fotozyklus wachrufen. Auch wir tragen alle unseren ganz
eigenen imaginären Koffer voller Erinnerungen mit uns herum. Der Besucher mit seinem Gedächtnis
und seinen Vorstellungen von Erinnernswertem wird von den Werken direkt angesprochen. Martin
Schirners Manipulationen aus den Massenmedien bekannter Bilder funktionieren nur mit der
Ergänzungsleistung des Betrachters.
Ähnlich verhält es sich bei den gesichtslosen Porträts und
scheinbar leeren Landschaften des Malers Gideon Rubin, die die Angst vor dem Vergessen und
Vergessenwerden schüren und uns nahezu automatisch Gesichter der Menschen, die wir niemals
vergessen wollen, projizieren lassen. Beispielsweise das des Vaters, dessen Edgar Arceneaux mit
seiner Video-Ton-Installation „An Arrangement without Tormentors“ gedenkt.
Vielfach verbindet die Ausstellung individuelle und kollektive Erinnerung, die stets auch Vergessen
impliziert. Anahita Razmis Selbstinszenierung als „Miss Atomic Bomb“ macht die Ursprünge des
Alltagsgegenstandes Bikini bewusst, während Markus Draper die Augenblicksaufnahmen des einzigen
filmischen Dokuments der Leipziger Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 gewollt unscharf,
wie es die Erinnerung so oft ist, in Öl auf Leinwand bannt. Zurück in die Geschichte blickt auch Ruth
Franckens „Brûlure“ (Verbrennung), ein Bildrelief aus Acryl, Sand, Goldstaub und verkohltem Holz,
verkapselt in einem verglasten Kasten aus Blei, das auf das Unaussprechliche in der Vergangenheit
ihrer jüdischen Familie verweist.
Während der Besucher in der Ausstellung voranschreitet, erinnert die große digitale Uhr des
Künstlerduos realities:united an das stete und unaufhaltsame Fortschreiten der Zeit. Ebenso tun dies
die fotografischen Zyklen „100 Jahre“ von Hans-Peter Feldmann und „The Brown Sisters“ von
Nicholas Nixon. Beide thematisieren die Fotografie als Speicher für Erinnerungen an das Leben und
scheinbar nur am Rande das unvermeidliche Älterwerden in dessen Verlauf. Mit dem
Speichermedium Video(kassette) setzt sich dagegen Joep van Liefland in seiner großen
Rauminstallation auseinander.
Integrierte Sitzmöglichkeiten in den Werken der Künstlerinnen Nanaé Suzuki und Yin Xiuzhen laden
zum Innehalten ein – selektiv wie unsere Erinnerungen, lassen sie an verschiedenen Stellen
verweilen. Die Ausstellung bietet mit den gezeigten Positionen aus allen Genres dem Besucher ganz
unterschiedliche Anknüpfungspunkte, die zum Erinnern und der Reflexion über die Bedeutung des
Erinnerns für jeden persönlich anregen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der alle Positionen aufnimmt.
Künstler
Edgar Arceneaux (USA), Jeremy Deller (GB), Markus Draper (D), Hans-Peter Feldmann (D), Ruth Francken (USA/F), Dieter Froelich (D), Michael Hofstetter (D), Sven Johne (D), Rashid Johnson (USA), Joep van Liefland (NL), Nicholas Nixon (USA), Anahita Razmi (D), realities:united, (Jan und Tim Edler, D), Gideon Rubin (Isreal), Micheal Schirner (D), Nanaé Suzuki (Japan), Yin Xiuzhen (China)
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstraße 4-6
39104 Magdeburg
Tel.: 0391 / 56 50 20
presse@kunstmuseum-magdeburg. de
kunstmuseum-magdeburg.de
ANZEIGE
Kataloge/Medien zum Thema:
Jeremy Deller
Schloss Biesdorf
Galerie im Tempelhof Museum
JERGON
Haus am Kleistpark
nüüd.berlin gallery