" WALL", so der Ausstellungstitel, beschreibt eine skulpturale Arbeit aus mehr als 140 Tonnen Ytongsteinen, die der amerikanische Künstler LeWitt (geb. 1928) speziell für das Kunsthaus Graz geschaffen hat.
"Sol LeWitt ist ein Ikone der Gegenwartskunst. In den 1960er Jahren hat er mit seinen Raumstrukturen einen Beitrag zur Skulptur geliefert, der das Verständnis künstlerischen Arbeitens verändert hat und wurde damit zu einem der Begründer sowohl von Minimal- wie von ConceptArt. Die Reduktion der Formen und Inhalte seiner Arbeit, sowie die prinzipielle Kritik an ihrer Materialität und den Prozessen ihrer Genese stehen in einer Tradition des Konstruktivismus des 20. Jahrhunderts. Er entwickelt in eindrucksvoller Konsequenz die abstrakte Skulptur zu minimalistischen Konzepten. Wie kein anderer Künstler seiner Generation hat er damit auch einen wichtigen Anstoß zur Idee des Kunstwerks als Konzept gegeben. Damit wurde der klassische Begriff von Autorenschaft endgültig aufgehoben und ein neues Feld von Möglichkeiten künstlerischer Eingriffe und Manifestationen eröffnet. Minimalismus und Konzept bedeuten bei Sol LeWitt nicht eine Reduktion der Möglichkeiten, sondern eine im wahrsten Sinn des Wortes unendliche Variation von Formen und Bildern.
Sein Ansatz ist durchaus vergleichbar mit Positionen positivistischer Philosophie und Erkenntnistheorie. Für das Kunsthaus steht er am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem Raum und seiner Wahrnehmung. Wurden in der Abstraktion nach Mondrian die Aspekte der Konstruktion von Bildern und der Illusion angesprochen, bedeutet Abstraktion im Minimalismus konkrete Materialität. Das Objekt wird 1:1 in seiner physischen Existenz wahrgenommen, jede Bedeutung wird geleugnet und die Tautologie zum Prinzip erhoben. In diesem genau definierten Raum wird der Betrachter zum handelnden Subjekt, eben dieser Raum aber wird zur Manövriermasse.
Hier setzt unser Interesse am Werk von Sol LeWitt ein. Die großformatige Steinskulptur, die der Künstler für Space 01 im Kunsthaus entwirft, vermisst den Raum und unterzieht ihn einem perzeptiven Experiment. Parallel zur Ausstellung von Vera Lutter mit ihren großformatigen Architekturfotos ist das ein wichtiger Ansatz, die ungewöhnlichen und gänzlich neuartigen Räume des Kunsthauses zu vermessen und zu kalibrieren.
Mit der für den Space01 geschaffenen skulpturalen Arbeit aus mehr als 140 Tonnen Ytongsteinen gelingt Sol LeWitt dabei eine eindringliche Verbindung zwischen reaktiver Installation und autonomer Skulptur. Das Publikum erfährt die gewichtige Mauer zugleich als gebaute Architektur, Grenzlinie zwischen Innen und Außen, wie auch als minimalistische Skulptur und haptisches Objekt. Die vielfältige Wahrnehmung seiner Werke erklärt sich aus LeWitts Worten, wenn er sagt: „I use the word „perception“ to mean the apprehension of the sense data, the objective understanding of the idea and simultaneously a subjective interpretation of both.” „Ich gebrauche das Wort „Wahrnehmung” im Sinne des Erfassens von Sinneseindrücken, einem objektiven Verständnis der Idee und gleichzeitig einer subjektiven Interpretation von beiden.“ . . . . " (Quelle: Kunsthaus Graz / Presse)
Öffnungszeiten: Di-So 10:00-18:00 Uhr | Do 10:00-20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 28.02.2004 - 02.05.2004
Kunsthaus Graz am Landesmuseum Joanneum | Lendkai 1 | A–8020 Graz | T +43-316/8017-9213
www.kunsthausgraz.at
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