Gerhard Richter kann zu seinem 80. Geburtstag auf eine 5 Jahrzehnte andauernde, äußerst kreative, künstlerische Schaffensphase zurückblicken. Anlässlich dieses Datums zeigt die Tate Modern in London bereits jetzt unter dem Titel “Gerhard Richter Panorama” eine umfassende Retrospektive seiner Werke.
Die Ausstellung wird im Februar zunächst in der Neue Nationalgalerie Berlin zu sehen sein und dann im Sommer im Centre Pompidou in Paris.
Seit den 1960er Jahren setzt sich Richter immer wieder neu mit der Erforschung des Mediums Malerei auseinander. Bis heute wechselt er immer wieder zwischen Stilen, Bildgattungen und Darstellungsweisen. Der Maler war einer der ersten deutschen Künstler, der sich in seiner Malerei mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigte und Opfer wie Täter gleichermaßen ins Bild setzte. Sein politisches Interesse spiegelt sich auch in der 15-teiligen Serie “October 18, 1977” (1988), eine Reihe von schwarz-weiß Gemälden, die auf Fotografien der Baader-Meinhof Gruppe basieren. 2005 greift Richter erneut ein politisches Thema auf: das Bild “September”, das im letzten Ausstellungraum in der Tate - Ausstellung hängt, zeigt den Angriff auf das World Trade Center in New York.
Die Ausstellung in London hob die Fülle seines Werkes in seiner technischen und ideenreichen Vielfalt hervor und demonstriert Richters künstlerische Haltung, die er bereits 1966 herausstellte: “Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen. ... ich mag das Unbestimmte und Uferlose und die fortwährende Unsicherheit.” So gehören zur Ausstellung seine figurativen Malereien und Portraits, die auf Fotografien basieren, ebenso wie seine subtilen Landschaftsbilder und auf die Geschichte bezogene frühe Gemälde, sein RAF Zyklus sowie die buntfarbigen, abstrakten Malereien, die durch die Benutzung einer, wie beim Siebdruck verwendeten Rakel, entstanden.
Für Richter geht es dabei nie um die Gegensätze, sondern vielmehr um die Ähnlichkeiten. Ausdrücklich betont er: “Es gibt für mich keinen Unterschied zwischen einer Landschaft und einem abstrakten Bild.”(2000) Abstrakte Geste und abbildhafte Darstellung stehen bei ihm als gleichberechtigte Möglichkeiten nebeneinander. Man kann die Ausstellung in Berlin mit Spannung erwarten.
“Gerhard Richter: Panorama” wurde durch die Tate Modern, London organisiert in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin und dem Centre Pompidou, Paris
Gerhard Richter: Panorama
Tate Modern, London
6. Oktober 2011 – 8. Januar 2012
Gerhard Richter: Panorama
Neue Nationalgalerie, Berlin
12. Februar - 13. Mai 2012
chk
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