"Nach 37 Jahren wird für Bernd und Hilla Becher wieder eine große Ausstellung
in München ausgerichtet. Die kürzlich geehrten Erasmus-Preisträger hatten
1967 ihre erste Museumsausstellung in der Neuen Sammlung. In Zusammenarbeit
mit der K20K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert das Haus der
Kunst nun die umfassende Werkschau der Typologien industrieller Bauten. Die
Ausstellung in München wurde im Vergleich zum ersten Tourneeort Düsseldorf
um ein Viertel erweitert und ist nun mit über 80 Typologien, der
Dokumentation der Zeche Zollern 2 und mit über 50 Aufnahmen von
Industrielandschaften die bislang größte Ausstellung des Künstlerpaars zu
diesem Thema.
Bernd und Hilla Becher, die sich Ende der 50er-Jahre in Düsseldorf kennen
lernten, arbeiten seit nunmehr über vierzig Jahren gemeinsam an einem Archiv
industrieller Architektur. Die mit einer
13 x 18 Plattenkamera erstellten Aufnahmen erlauben aufgrund ihrer hohen
Informationsdichte Abzüge, die gestochen scharf jedes Detail zeigen. Vor
einem immer ähnlich neutral gehaltenen Hintergrund, dem grauen und
wolkenlosen Himmel, platzieren sie mittig und formatfüllend ausgewählte
Objekte verschiedener Arten industrieller Nutzbauten: Aufbereitungsanlagen,
Fabrikhallen, Fördertürme, Gasbehälter, Getreidesilos, Hochöfen, Kalköfen,
Kies- und Schotterwerke, Kohlebunker, Kühltürme und Wassertürme.
Die Aufnahmen bilden nach vorher festgelegten Kriterien so genannte
Typologien. In den Ausstellungen werden die Schwarzweißfotografien zu
Tableaus angeordnet, so entsteht eine rasterartige Präsentation, die ein
vergleichendes Betrachten der Bilder ermöglicht. Typologien können aus 9,
12, 15 oder 16 Einzelfotografien bestehen. Stilistisch hält sich das
Fotografenpaar bei der Arbeit zurück. Das Resultat sind Bilder, in denen die
Objekte sich scheinbar selbst präsentieren. Es ist ein Verdienst der
Bechers, dass die lange Zeit übersehenen Gebäude und Anlagen nun unter
industriearchäologischen Gesichtspunkten wahrgenommen und zum Teil geschützt
werden.
Neben der dokumentarischen und analytischen Seite ihres Langzeitprojekts
wurde ihre Arbeit seit den 70er-Jahren auch im Rahmen der Konzeptkunst oder
des Minimalismus rezipiert. Die Ausstellung macht deutlich, dass das Werk
der Bechers über den dokumentarischen Wert hinaus eine künstlerische
Vorstellung von Welt formuliert.
Bernd und Hilla Becher wurden mit so unterschiedlichen Auszeichnungen wie
dem Goldenen Löwen der XLIV. Biennale Venedig (1990), dem Kaiserring, Goslar
(1994), dem Praemium Erasmianum, Amsterdam (2002), und dem Hasselblad Preis,
Göteborg (2004), geehrt. Ihre Fotografien wurden in 15 Monografien und
unzähligen Publikationen veröffentlicht und in vielen internationalen
Einzelausstellungen präsentiert. Sie haben an der documenta 5, 6, 7 und 11
teilgenommen. Mit ihren Werken sind sie in den führenden nationalen und
internationalen öffentlichen Museumssammlungen vertreten.
Neben ihrer künstlerischen Arbeit haben Bernd und Hilla Becher verschiedene
Lehrtätigkeiten ausgeübt. So erhielt Bernd Becher 1976 die Professur für
Fotografie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Aus seiner Klasse
gingen international anerkannte Künstlerpersönlichkeiten wie Candida Höfer,
Thomas Struth, Axel Hütte, Thomas Ruff und Andreas Gursky hervor. . . .." (Quelle: Presse / Haus der Kunst)
Foto: Presse / Haus der Kunst, München: Bernd und Hilla Becher, Kohlebunker Zeche Hannibal, Bochum 1973, © Bernd und Hilla Becher
Ausstellungsdauer: 16. Juni 2004 – 19. September 2004
Öffnungszeiten: jeden Tag 10 - 20 Uhr
Haus der Kunst - München | Prinzregentenstrasse 1 | 80538 München
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