Das Ausstellungsprojekt "Grenzgänger" verbindet drei Städte, drei Länder und drei Künstlerinnen und Künstler miteinander. Da für die Konzeption des Projekts die Auseinandersetzung mit dem Ort von zentraler Bedeutung war, ist es nur folgerichtig, dass im ersten Teil des Projekts im Kunstverein Freiburg über den Ort der Ausstellung reflektiert wird und die architektonischen Besonderheiten des Kunstvereins, seine Geschichte und seine Umge-bung als narrative Verbindungspunkte verwendet werden.
Thematische Grundlage der drei Entwürfe ist die Ortsspezifität. Diese bildet die Verbindung der gemeinsamen Präsentation der Arbeiten der drei Künstler. Das Gebäude des Kunstverein Freiburg hat eine bewegte Geschich-te, die bereits viele dort ausstellende Kunstschaffende faszinierte und inspirierte. Erbaut wurden die Räumlichkei-ten in den 1930er Jahren als öffentliche Badeanstalt.
Axel Töpfer (*1977 in Königs Wusterhausen, lebt in Basel, CH) setzt sich für seine Arbeit mit der Stadt Freiburg in Verbindung, um die Erlaubnis für eine Grabung zur Erschließung einer Heilquelle im Gebäude des Theaters im Marienbad in direkter Nachbarschaft des Kunstvereins zu erhalten. Die Korrespondenz mit den lokalen Behörden wird in einer Installation gemeinsam mit hiesiger Erde und Teilen eines Jugendstilfrieses, wie sie im benachbarten Theater zu finden sind, gezeigt werden. Töpfer agiert als Archäologe und als Künstler. Ebenso, wie er nach ver-gessenen Geschichten sucht, erfindet er Geschichten neu.
Worte, Orte und ihre gemeinsamen Schnittpunkte sind auch für die Arbeit von Uta Pütz (*1969 in Aachen, lebt in Karlsruhe, D) entscheidend. Der Raum, in dem die Ausstellung präsentiert wird, liegt zwischen zwei Etagen des Gebäudes. Pütz wird die Türöffnung, die aus dem Ausstellungraum in den ersten Stock führt, auf der einen Seite mit dem Wort "Hoch" und auf der anderen Seite mit dem Wort "Hinaus" beschriften. Zudem wird die Künstlerin eine Videoarbeit präsentieren. Der YouTube-Film zeigt einen jungen Mann, der an einem Computer demonstriert, wie man Neon-Buchstaben online kaufen und diese dann zu Wörtern zusammensetzen kann. Mit der YouTube-Übersetzerfunktion wird das Video so untertitelt, dass das fast unverständliche Gemurmel des jungen Mannes in perfektes Deutsch übersetzt wird. Die Sprache von Pütz‘ Film reflektiert die selbstreflexiven Kommentare einer
Videosequenz, die sich mit Sprache beschäftigt. Der ortlosen Welt des Internets wird durch die Verbindung zu Pütz‘ anderen Arbeiten und ihrem Gebrauch von Sprache in Bezug auf den konkreten Ort des Kunstvereins ein spezifischer Platz zugewiesen.
Camille Roux (*1982 in Paris, lebt in Strasbourg, F) führte mehrere Interviews mit Menschen, die dem Kunstverein Freiburg auf verschiedene Art und Weise verbunden sind – eine Gruppe älterer Menschen, von denen einer in den 1960er Jahren im Kunstverein arbeitete, ein aktuelles Mitglied des Vorstands, das die Geschichte des Aus-stellungshauses sehr gut kennt, und eine junge Frau, ehemals Praktikantin im Kunstverein. Diese drei Gruppen von Zeitzeugen beschreiben ihre Erfahrungen und Erinnerungen und erschaffen so ein eindrückliches Zeugnis der Vergangenheit und der Gegenwart. Zur Präsentation sind die aufgezeichneten Stimmen der Zeitzeugen in einem Film, der das Gebäude des Kunstvereins zeigt, zu hören.
Ausstellungen 2014:
Ort/Kuratorin: Kunstverein Freiburg e.V., Freiburg i. Br. (D) / Caroline Käding 18.10.-10.11.2013
Kaskadenkondensator, Basel (CH) / Andrea Domesle 30.01.-23.02.2014
Accélérateur de particules, Strasbourg (F) / Sophie Kauffenstein
April 2014
Kunstverein Freiburg
kunstvereinfreiburg.de
PM
Kataloge/Medien zum Thema: Grenzgänger