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Boris Lurie

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Fantasie

14. 05. - 18. 06. 2016 | Halle fuer Kunst, Lueneburg

Die Ausstellung "Fantasie" ist Teil einer 3-teiligen Reihe, die in 2017 weitergefuehrt werden soll. In ihr schreibt sich ein Interesse fort, das bereits Ausgangspunkt der Ueberlegungen zweier Ausstellungen in der Halle fuer Kunst war: Zum einen das Interesse am Moment der Ambiguitaet und Ambivalenz in der zeitgenoessischen Kunst ("Ueber das Radikale Nebeneinander", 2014), zum anderen das an Kenneth Angers Vorstellung von Film und damit von kultureller und kuenstlerischer Produktion als magisches Ritual, die kontraer zu dem scheint, was sich heute als zutiefst zwiespaeltiges und ebenso fragwuerdiges, von wirtschaftlichen und Machtinteressen durchsetztes Feld der Kunst zeigt ("Magic Lantern Cycle", 2015).

Waehrend sich der erste Teil der Reihe dem Begriff Fantasie widmet, wendet sich der zweite den Begriffen Authentisch - Unauthentisch und der dritte Gebaerden und Ausdruck zu. Alle drei verstehen sich dabei als ineinandergreifende Aspekte eines Nachdenkens ueber kuenstlerische Praxis und gruenden in dem Versuch, Begriffe zu finden fuer jene Momente, die mich an kuenstlerischen Arbeiten interessieren; also positiv zu benennen, was denn nun die Aspekte sind, die auf Interesse und Resonanz stoßen, und nicht nur in einer Negation zu formulieren, dass sich manch zeitgenoessische Kunst zu sehr im Durchdeklinieren von Referenzen, im Aufrufen eines kritischen Impetus, in einem Diskurs geschulten Vokabular oder in der glatten Oberflaeche erschoepft. Erstaunlich ist, dass bei diesem Versuch vor allem Begriffe ins Blickfeld ruecken, die vornaemlich als obsolet und reaktionaer gelten (Fantasie, Authentizitaet, Ausdruck). Was jedoch auch interessant ist, und zwar insofern als sich darin ein Begehren zu zeigen scheint, ebenjene Begriffe auch fuer zeitgenoessische Kunst nutzbar zu machen, da mit ihnen offenbar etwas benannt werden kann, das mit dem Wesen und Mehrwert von Kunst zu tun hat; also etwas, das nicht nur Wissen und Erfahrung, sondern auch Intensitaeten zu erzeugen vermag. Anliegen der Ausstellungsreihe ist es daher, sich den genannten Begriffen mit dem Bewusstsein von ihrer Aufgeladenheit und Fragwuerdigkeit jenseits eines klischeehaften Verstaendnisses zu naehern, um zu gucken, wie weit und wohin man mit ihnen kommen kann. Allerdings hat sich die Gemengelage in den letzten Jahren verkompliziert. Zwar sieht sich vor dem Hintergrund einer immer lauter werdenden Kritik an entleerten kritischen bzw. politisierten Kunstpraktiken das Aufrufen ebenjener Momente nicht mehr gleich dem Generalverdacht ausgesetzt, einem hoffnungslos altbackenen Kunstbegriff zuzuarbeiten, doch gilt es nun Sensibilitaeten dafuer zu entwickeln, dass sich im Zuge der Kritik am "Politischen als Stil" (James Meyer) nicht, basierend auf der Reaktivierung einer, auf das Formale beschraenkten Vorstellung von der Autonomie der Kunst, eine "Neue Empfindsamkeit", quasi eine "Intensitaet als Stil" einschleicht.

Fantasie bildet zunaechst einmal die Grundlage jeglichen Erkennens, denn die Seele denkt, so Aristoteles, nicht ohne Bilder. Obwohl sie folglich ein Realitaet konstruierendes Moment darstellt, gibt es dennoch einen Unterschied zwischen Bildern etwa mathematischer oder philosophischer Ueberlegungen, die letztlich imaginaer bleiben, und denen kuenstlerischer Produktion, bei der durch Einbildungskraft imaginaere in reale Bilder ueberfuehrt werden. Auch wenn bzw. gerade weil dies grundsaetzlich fuer jede kuenstlerische Praxis gilt, geht das die Ausstellung leitende Interesse jedoch ueber das bloße Konstatieren dieses Faktums hinaus und zielt auf kuenstlerische Arbeiten, die ganz explizit Fantasie als Begehren, als treibenden Motor kuenstlerischer Produktion adressieren, ohne diese jedoch kontrollieren zu wollen; auf Arbeiten also, die die ihnen zugrunde liegende Imagination nicht scheuen und folglich Leerstellen, Unberechenbarkeiten, Affekte und Begehren mit einbeziehen. Neben solch grundsaetzlichen Ueberlegungen gilt das Augenmerk zudem einer Fantasie genaehrten Kunst, die das Moegliche im Gegensatz zum Vorhandenen sucht. Hier geht es dann um das Entwickeln und Erfinden von Welten, Sprachen und Sphaeren, die sich neben und jenseits von Realitaet verorten; also hin zu Fantasy und Fiction. Weltaneignung durch Welterfindung. Wobei sofort die Frage im Raum steht, ob die Fantasie denn nun eine Moeglichkeit darstellt, Alternativen zum und Beschreibungen vom Vorhandenen zu schaffen, oder ob sie eher als eskapistischer Rueckzug in privatistische Kosmen und damit als "weltlos" zu werten ist, um es mit den Worten Hannah Arendts zu formulieren? Und macht sich eine solche Kunst dann gleich angreifbar, da etwa der Vorwurf seitens marxistischer Kunstkritik greift, dass das Kreisen um Befinden, Innerlichkeit, Affekte und die eigene Kuenstlerposition spaetkapitalistischen Logiken folgt? Was waere also ein regressiver Fantasiebegriff und wo waere die Grenze zu einem progressiven? Wenn hier eine Naehe zu Harald Szeemanns Individuellen Mythologien aufscheint, soll zugleich aber auch die konstitutive (und konstruktive) Funktion der Fantasie für die Sphaere des Politischen markiert werden. Letzteres wurde in den vergangenen Jahren vermehrt diskutiert, am ausfuehrlichsten wohl in der von Helmut Draxler und Christoph Gurk fuer das HAU (Hebbel am Ufer) in Berlin konzipierten Reihe "Phantasma und Politik". Und auch bereits Freud und spaeter Lacan haben auf die konstituierende Rolle der Fantasie bzw. des Imaginaeren (Lacan spricht von Phantasma) hingewiesen, wenn auch hier für die menschliche Psyche und die sich daraus ergebenden Konstruktionen von Realitaet (oder was dafuer gehalten wird). Allein schon dieser, die Fantasie charakterisierende Aspekt des Konstituierens macht deutlich, dass es in der Ausstellung also nicht darum geht (und auch gar nicht darum gehen kann), einer zweifelhaften Opposition von Fantasie und Konzept und damit einer Naturalisierung zuzuarbeiten, denn Denken und Fantasie fallen ihrem Ursprung nach immer in eins, da das eine nicht ohne das andere zu haben ist. So ist Fantasie an sich nie essentialistisch, auch wenn sie zuweilen essentialisiert wird. Dennoch gehen mit ihr, aehnlich der "Fantasie" als musikalische Kompositionsform, Assoziationen emotionalen und expressiven Ausdrucks einher, vollzieht sich eine Oeffnung weg vom Hier und Jetzt. Wenn imaginaere Rauume also, so Christina von Braun, Bereiche des Unerreichbaren und Unberechenbaren sind und die Fantasie demnach das Bewahren von Sphaeren, "die mit der Welt nicht ueberein zu stimmen brauchen, die ueberhaupt nicht den Realitaetsanspruch stellen, also nicht die Moeglichkeit beanspruchen, materiell oder sichtbar zu werden", was sagt das dann ueber Kunst aus? Stellt kuenstlerische Praxis dann eine Zaehmung der Fantasie dar? Ebenso wie die Psychoanalyse, die die Rauume unsichtbarer Bilder zu begreifen und in eine Sprache zu ueberfuehren sucht? All dieses Nachdenken ueber Fantasie, das in dem Interesse an einer Kunst gruendet, die sich nicht zaehmen bzw. still stellen laesst und auf keine evidenten, an der faktischen Realitaet geschulten (Sinn-)Zusammenhaenge abzielt, bildet den Bezugsrahmen der Ausstellung, wobei die gezeigten Arbeiten fuer sich stehen und lediglich einen Ausgangspunkt markieren fuer die zuvor formulierten Ideen, Konzepte, Ueberlegungen und Vorstellungen.


Halle fuer Kunst
Reichenbachstrasse 2
21335 Lueneburg
halle-fuer-kunst.de


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