Die Staatsgalerie Stuttgart verlor im Jahr 1944 durch einen Bombenangriff fast alle Inventarbücher der Graphischen Sammlung. Nun, über 70 Jahre später, gibt es endlich wieder eine Gesamtübersicht zum Bestand. Im Dezember 2020 konnte die über sechsjährige Inventur zu allen Kunstwerken erfolgreich abgeschlossen werden. Die Generalinventur geht zurück auf einen Landtagsbeschluss des Jahres 2012 mit der Aufforderung, alle Vermögenswerte des Landes zu inventarisieren.
In über sechs Jahren, von Mai 2014 bis Dezember 2020, wurden in der Staatsgalerie die Sammlungsbestände digital erschlossen. Dazu wurde eigens ein Team mit vier Mitarbeitenden beschäftigt, die im Laufe der Jahre – gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – 229.989 Datensätze erarbeiteten. Darunter konnten über 500 Werke der Graphischen Sammlung, die in den letzten Jahrzehnten als Kriegsverluste international gesucht wurden, vor Ort nachgewiesen werden. Mit diesen wiedergefundenen Werken kann die Staatsgalerie nun ihre Fehlermeldungen beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg aktualisieren und damit die Qualität der Lost Art-Datenbank verbessern. Auch können mit dem jetzt erstmals umfassenden und strukturierten Datenpool Fragestellungen zum Sammlungsbestand präziser als je zuvor beantwortet werden.
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Ihren Ursprung hat die Sammlung der Staatsgalerie im 1806 gegründeten königlichen Kupferstichkabinett. 1852 kauft König Wilhelm I. aus Venedig die Sammlung Barbini-Breganze mit 250 Werken italienischer Malerei für das von ihm 1843 eröffnete Museum der Bildenden Künste. 1906 gründet sich der Stuttgarter Galerievereins, dessen erster Ankauf Claude Monets Meisterwerk Felder im Frühling ist. Zwischen 1922 bis 1927 wird die Sammlung um Werke der deutschen Expressionisten erweitert. In der Zeit des Nationalsozialismus sind die Ankäufe und Schenkungen der NS-Kunst nicht von großem Wert für die Sammlung. Allerdings trägt die Staatsgalerie seither die Verantwortung für alle Erwerbungen, die vor 1945 entstanden und nach 1933 erworben wurden und muss deren rechtmäßigen Erwerb beweisen oder bei unrechtmäßigem Erwerb restituieren. Von Weltrang ist der Bestand zur Klassischen Moderne, der aber erst Ende der 1950er-Jahre in die Sammlung gelangt. Dank großzügiger Vermächtnisse und Zuwendungen entstand die Sammlung mit ihrem heutigen Profil.
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