Im Jahre 1988 wurde in Leipzig unter dem Titel "Foto-Anschlag" ein Mappenwerk mit Fotografien junger, ostdeutscher Künstler publiziert. Das im Selbstverlag und in geringer Auflage erschienene Werk enthielt künstlerische Positionen, die sich dem gängigen Pathos der "offiziellen" Fotografie entzogen. An dem Projekt nahmen u.a. Künstler wie Michael Brendel, Else Gabriel oder Gundula Schulze teil.
An dieses Mappenwerk knüpft der so eben erschienene Bildband (Juli 2001) mit gleichnamigen Titel an. Im Blickpunkt des Buches steht die sozialdokumentarische Fotografie der DDR-Zeit mit ihren unterschiedlich formalen und inhaltlichen Betrachtungsweisen. Sorgfältig ausgewählte Arbeiten aus vier Generationen von Fotografinnen und Fotografen wie Arno Fischer, Evelyn Richter, Helga Paris, Christian Borchert, Margit Emmrich, Gerhard Gäbler, Merit Pietzker und Ulrich Kneise spiegeln das Spektrum dieser speziellen Ausrichtung der Fotografie wider. Gemeinsam scheint den Fotografien das Interesse an einer unspektakulären Darstellung, bei der der Mensch in seinem sozialen Umfeld im Zentrum der Bilder steht. Die Banalität des Alltags mußte nicht inszeniert werden, sondern genügte sich selbst. So fehlt den Bildern - gleich, ob es sich um das Ablichten von Arbeitswelt und Freizeit oder Familien-, Gruppen- und Einzelaufnahmen handelt - jegliche Sentimentalität und Larmoyanz. Gerade dieser Verzicht eröffnet ein unprätentiöses Eintauchen in vergangene Zeiten, ohne in Wehmut oder Nostalgie zu versinken.
Ergänzende Texte zu den einzelnen Fotografen sowie zeitgeschichtliche Anmerkungen zur sozialdokumentarischen Fotografie machen den Bildband zusätzlich zu einem interessanten Lesebuch.
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