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Boris Lurie

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Monika Sosnowska. Fatigue

17. Juni – 30. Oktober 2022 | Kunstraum Dornbirn

Monika Sosnowskas raumgreifende skulpturale Arbeiten wirken in ihrer ästhetischen Eigenheit vertraut und doch fremd. Ein geknicktes T-Profil von 5 Metern Höhe lehnt gegen eine Wand des Kunstraum Dornbirn. Der Steg wölbt sich am Knick auf, das Profil trägt mit seinen 900 Kilogramm nichts mehr außer sich selbst. Ein Stahlrohr mit einem Durchmesser von 182 Zentimetern ist mittig durchgerissen, erinnernd an den Riss eines Papierblattes, und auf einer Länge von 10 Metern aufgerollt. Anfang und Ende des Rohrs sind kreisrund-intakt, liegend und stehend im Raum. Daneben hängt von der Decke ein 7,5 Meter hohes gefaltetes Stahlgerüst, das sich leichtfüßig mit einer Ecke am Boden abstützt. Ein Bündel Stahlstreben ragt direkt aus der hinteren rechten Wand der Ausstellungshalle. Wie von der Schwerkraft gebändigt erinnert es an eine Art überdimensionalen Pferdeschwanz.
...

Was die Künstlerin uns bereitstellt, ist eine Kontextverschiebung par excellence. Sie changiert gekonnt zwischen kontextueller Offenlegung und sinnlichem Erleben. Die Schönheit von Sosnowskas Werken steht gleichbedeutend neben technischen, historischen und psychologischen Komponenten ihrer künstlerischen Aneignungsstrategie. Sie schließt uns kollektiv und individuell ein, thematisiert unsere gebaute Umwelt, unseren Lebensraum und das gesellschaftliche Zusammenleben durch den Gebrauch von Bauelementen, die in ihrer zeitlichen Beständigkeit und in ihren Modeerscheinungen in Widerstreit mit der jeweiligen Gegenwart treten oder diese tragen.

Sosnowskas künstlerischer Blick auf die gebaute Umgebung ist eng verbunden mit den zeitgeschichtlichen Entwicklungen. In der Arbeit „Facade“ ist dies konzeptuell eindrücklich: Die Künstlerin lebt in der polnischen Hauptstadt Warschau, deren massive Zerstörung im Zweiten Weltkrieg eine architektonisch schwierige, diverse und von den jeweiligen Regimeinteressen oder heutzutage von Investorengeldern gesteuerte Anpassung des Stadtbildes zur Folge hat. Gesellschaftliche Prozesse drücken sich in Architektur aus. Ökonomische, soziale und kulturelle Parameter finden im gebauten Raum eine konkrete Verkörperung. So etwa in einem viergeschossigen Gebäude verkleidet mit Glas und Stahl, entstanden im Jahr 1963 in bewusster Abkehr vom sozialistischen Realismus der Stalin-Ära und im Kontrast zur neotraditionalistischen Bauweise der Nachbarhäuser in den 1940er und 1950er Jahren. 2011–2015 musste das Gebäude einerseits den gegenwärtigen Nutzungsansprüchen folgend umgestaltet werden, andererseits war die Stahl-Glas-Fassade in einem sehr schlechten und damit nicht mehr tragfähigen Zustand. Die Umgestaltung der Architekten Diener & Diener sorgte international für Diskussionen mit polarisierender Kritik und Lob in der Fachwelt.

Diese Geschichte steht symbolisch für zahlreiche andere Beispiele im historischen Verlauf, die das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg und durch die sozialistische Zeit prägten. All das steckt als Hintergrundrauschen in Monika Sosnowskas „Facade“ – denn die Nachbildung der mittlerweile ersetzten Stahlkonstruktion für die lediglich sich selbst tragende Vorhangfassade des Gebäudes ist die Grundlage ihrer Arbeit. Sie ließ die Konstruktion kopieren, in allen Einzelteilen und im Maßstab 1:1. Nachdem die perfekte Replik aus 8 x 10 Metern fertig gestellt war, kamen wieder die Kräfte industrieller Baumaschinen zum Einsatz: biegen, zerren, falten und ziehen – ein langwieriger Prozess. Drei Monate hat es gedauert, bis das standhafte Material nachgab, sich seiner neuen Form fügte. In Faltungen und Drehungen hängt die ursprünglich rhythmisch gegliederte Fassade nun dramatisch verwickelt und verbogen an einem einzigen Seil.

In den Entwürfen und Bauten Mies van der Rohes einst als Zeichen der Moderne gefeiert und als hohe Ingenieurskunst gewürdigt, überträgt Sosnowska das Stahlgerüst der ikonischen Vorhangfassade der Nachkriegsmoderne in „Facade“ als eigenständige Formgebung in den institutionellen Raum der bildenden Kunst. In dieser neuen Verortung offenbaren Sosnowskas Arbeiten ihren Umgang mit Raum und Architektur nicht nur auf bautechnischer oder physischer, sondern auch auf emotionaler, psychologischer oder historischer Ebene. Die von ihr bearbeiteten Kernelemente adressieren und thematisieren Tendenzen des polnischen Konstruktivismus der 1930er Jahre, internationale Phänomena minimalistischer und konzeptueller Kunst der 1950er und 1960er Jahre sowie der modernistischen Architektur Osteuropas in ihren Gegensätzen und Widersprüchen. Gebäude werden als Orte des Erlebten, Orte der Erinnerung verstanden – mit all ihren geschichtlichen, politischen, psychologischen und anthropologischen Markierungen, die der Architektur im Laufe der Zeit zugefügt werden. Das Zusammenspiel aller vier Werke in Wechselwirkung mit der rauen, unbehandelten Architektur der ehemaligen Montagehalle des Kunstraum Dornbirn ergibt ein psychosoziales Bild unserer Geschichte und Gegenwart.

Kunstraum Dornbirn
Ausstellung: Jahngasse 9, 6850 Dornbirn
www.kunstraumdornbirn.at

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