Der expressionistische Impuls
Meisterwerke aus Wuppertals großen Privatsammlungen
24. Februar 2008 - 18. Mai 2008
Das Engagement privater Sammler für die Kunst hat in Wuppertal eine besondere Tradition. Das Von der Heydt-Museum verdankt seine bedeutende Kunstsammlung wesentlich privaten Stiftungen. Neben den Schenkungen von August und Eduard von der Heydt zeigte sich der Gemeinsinn der Wuppertaler Bürger vor allem in bedeutenden Zustiftungen, welche unser Haus zu einem der wichtigsten Museen Deutschlands werden ließen.
Sowohl das 1902 gegründete Elberfelder Museum (heute Von der Heydt-Museum) wie auch der seit 1866 bestehende Barmer Kunstverein (1946 aufgegangen im Kunst- und Museumsverein Wuppertal) bildeten Zentren eines lebendigen Kunstgeschehens. Zwischen diesen Einrichtungen und den Sammlern im Tal der Wupper kam es immer wieder zu engem Austausch und wechselseitigen Anregungen. Bedeutende Privatsammlungen vermitteln dem Kunstleben dieser Stadt bis in die Gegenwart wichtige Impulse.
Ausstellungen aus Wuppertaler Privatbesitz gehörten auch schon in früheren Zeiten zum Programm des Museums in Elberfeld wie auch des Kunstvereins in Barmen. Bereits 1905 und 1907 gab es im Museum die ersten Ausstellungen von Kunstwerken aus Elberfelder Privatbesitz. 1910 setzte die Ausstellung "Gustave Courbet und die Entwicklung der modernen französischen Malerei" mit zahlreichen Leihgaben aus Elberfelder Privatbesitz ein Signal im Rheinland. Noch im selben Jahr folgte zur Dreihundertjahrfeier der Stadt Elberfeld die Präsentation "Elberfelder Kunstsammlungen". Die von August von der Heydt, Julius Schmits u. a. gestifteten Werke der Impressionisten bildeten den Grundstock der modernen Sammlung des Von der Heydt-Museums.
An die seit damals bestehende Tradition privater Sammlungen, Stiftungen und der Ausstellungen aus Privatbesitz möchten wir anknüpfen und einen Eindruck vom Reichtum und von der Vielfalt Wuppertaler Sammlungen, nicht nur der Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg, sondern bis in die heutige Zeit geben. Einen besonderen Schwerpunkt wird hierbei die Kunst des Expressionismus bilden.
Die Ausstellung erinnert an die Aufbruchsstimmung, die durch die ersten Ausstellungen der Expressionisten der Neuen Künstlervereinigung München 1910 in Elberfeld und Barmen ausgelöst wurde und sich bis in die zwanziger Jahre fortsetzte. Bedeutende Werke von Jawlensky und Marc wurden aus den von Richart Reiche organisierten Expressionisten-Ausstellungen im Barmer Kunstverein verkauft.
Wichtige Akzente setzte Rudolf Ibach, der Leiter der Klavierfabrik in Schwelm, mit seiner expressionistischen Kunstsammlung, die wichtige Werke von Schmidt-Rottluff, Pechstein, Kandinsky u. a. umfasste. Als Vorsitzender des Barmer Kunstverein (1921-31) machte er diesem zahlreiche Stiftungen. Hervorzuheben ist auch Klaus Gebhard, der vermittelnd zwischen den Sammlergenerationen vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg stand. Dem Von der Heydt-Museum überließ er herausragende Werke als Schenkung, darunter Max Beckmanns "Luftakrobaten" und Otto Muellers "Selbstbildnis mit Pentagramm".
August von der Heydt, Rudolf Ibach und Klaus Gebhard wirkten vorbildlich für die jüngeren Sammler, die sich nach 1945 – im Bewusstsein der durch die Aktion „Entartete Kunst“ und Kriegsverluste veränderten Verhältnisse – zunächst wieder auf die Expressionisten konzentrierte. Zu den Persönlichkeiten, die in der Zeit des wiedererwachenden Kunstlebens in Wuppertal als Sammler hervortraten, zählen Dr. Ferdinand Ziersch, Rolf und Lotte Frowein, Prof. Dr. Karl Julius Anselmino und Fänn und Willy Schniewind. Persönliche Interessen und gegenseitige Anregungen führten bei ihnen zur Konzentration insbesondere auf Kirchner, Beckmann und Klee.
Unsere Ausstellung folgt den künstlerischen Entwicklungen und Gewichtungen der Wuppertaler Privatsammlungen. Mit Beiträgen im Ausstellungskatalog stellen wir die großen Wuppertaler Sammlerpersönlichkeiten vor, die sich für die moderne, insbesondere die expressionistische Kunst engagiert haben. Mit Werkgruppen der "Brücke"-Künstler Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff, Mueller, Pechstein, Nolde, und von den Vertretern der "Neuen Künstlervereinigung München" bzw. des "Blauen Reiter" wie Kandinsky, Jawlensky, Münter, Marc und Macke, sowie großer Einzelgänger im Umkreis bzw. in der Nachfolge des Expressionismus wie Klee, Delaunay und Beckmann vermittelt die Ausstellung einen repräsentativen Eindruck von der Größe und Bedeutung ehemaliger und heutiger Wuppertaler Privatsammlungen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Vorwort von Gerhard Finckh und Beiträgen von Ulrike Becks-Malorny, Antje Birthälmer, Beate Eickhoff, Marion Grcic-Ziersch, Antje Hansen, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Stefan Koldehoff, Peter Kropmanns, John Nicholls, Herbert Pogt (Katalog 25 EUR).
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch:
Brennscheidt Stiftung, Stadtsparkasse Wuppertal, E/D/E, Kunst- und Museumsverein Wuppertal, Stiftung Mittelsten Scheid.
Abbildungen:
-Kirchner, Ernst Ludwig
Zwei Tänzerinnen, 1910/11
Öl auf Leinwand, 64,8 x 59,6 cm
Aus Privatbesitz
© Dr. Wolfgang & Ingeborg Henze-Ketterer, Wittrach/Bern
- Marc, Franz
Springendes Pferd (Bild mit Pferd), 1912
Öl auf Leinwand, 87,5 x 112 cm
Sammlung Stiftung Etta und Otto Stangl
- Macke, August
Blick auf eine Moschee, 1914
Aquarell, 26 x 20,5 cm
Privatbesitz
-
Von der Heydt-Museum Wuppertal
Turmhof 8, 42103 Wuppertal
e-mail: von-der-heydt-museum @ wuppertal. de
Besucherinfo / Führungen: T 0202 - 563 6231
Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Di - So 11-18 Uhr, Do. 11-20 Uhr
von-der-heydt-museum.de
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