Durch die Globalisierung des Kunstgeschehens verändert sich die Sprache der Kunst. Der isländische Kurator der 12. Lyon Biennale, Gunnar B. Kvaran, hat Tendenzen der Narration, des Storytelling, wie sie sich weltweit aktuell in den Werken von Künstlern artikulieren, zusammengetragen. Unter dem Titel „Mittlerweile ..., Plötzlich, Und dann“ erzählen 77 Künstler in ihren Installationen, Fotografien, Videos, Zeichnungen, Skulpturen - selten Malerei -, was sie in der heutigen Zeit beschäftigt. Vieles ist multimedial umgesetzt. Dabei reicht das inhaltliche Spektrum von philosophischen Betrachtungen zum Beispiel bei der isländischen Künstlerin Gabríela Friðriksdóttir, die in ihrer interaktiven Rauminstallation einen fiktiven Kosmos über das Thema Zeit und Existenz entwickelt hat, über historische Bezügen auf die Kolonialgeschichte bis hin zu politischen Themen wie in Yang Zhen Zhongs Installation zum Tienanmen Platz oder Yoko Onos Twittertraumbefragung, die sie als LED-Schriftband ablaufen lässt, umrahmt von antik anmutender Wandmalerei. Oder, unbedingt erwähnenswert, Paul Chans großartige Videoarbeiten und Bilder, die sich mit sozialen, politischen und religiösen Auswirkungen der Konvergenz zwischen Mensch und Maschine auseinandersetzen.
Im Vergleich bspw. zur Venedig Biennale spielen arrivierte, historische Positionen oder die - oft bemühte - Befragung der Grenze zwischen Kunst- und Nichtkunst eine untergeordnete Rolle. Die meisten der 77 Künstler sind in den 70/80ger Jahren geboren.
Die erfrischend anregende Vielfalt, die sich in Lyon in den Arbeiten widerspiegelt, verweigert sich einer kohärenten Ausstellungsstruktur. Das Ausstellungsthema zieht sich nicht wie ein roter Faden durch die 5 Ausstellungsorte (La Sucrière / Museum für zeitgenössische Kunst – mac Lyon / Foundation Bullukian / Saint-Just / Chaufferie de l´Antiqualle), auch gibt es keine Metaerzählung, die das Ganze zusammenhält. Vielmehr schafft es Gunnar B. Kvaran durch die Zusammenstellung der künstlerischen Positionen, dass der Besucher von Neugier
getrieben mit Spannung dem nächsten Kunstwerk entgegenstrebt.
Die Lyon Biennale zeigt jedenfalls, dass der von der westlichen Kunstwelt geprägte Avantgardebegriff sowohl im Bewusstsein als auch im Material keine Rolle mehr spielt. Es bleibt abzuwarten, ob die globale Erzählung, wie sie sich multimedial in den Werken niederschlägt, ein neues Paradigma darstellt.
Aufgefallen war uns außerdem, dass im Unterschied zu manch einer anderen Biennale, 26 der 73 Künstler auch auf der Art Basel 2013 vertreten waren, und es sich hierbei nicht um die etablierten Größen, wie Matthew Barney, Tom Sachs oder Yoko Ono handelt, sondern um junge Künstler.
Paul Chan
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -documenta 2012 -Art Basel 2013 -fast forward2 - ZKM, Karlsruhe -JULIA STOSCHEK FOUNDATION E.V., Sammlung
Paul Chan Biografie
MadeIn Company
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Art Basel 2013
Neïl Beloufa
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Biennale Venedig 2013 -Fellbach Triennale 2013 -Art Basel 2013
Helen Marten
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Biennale Venedig 2013 -Art Basel 2013 -JULIA STOSCHEK FOUNDATION E.V., Sammlung
Trisha Baga
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Art Basel 2013 -JULIA STOSCHEK FOUNDATION E.V., Sammlung
Tavares Strachan
-Lyon Biennale 2013 -Venedig 2013 Pav -Moscow Biennale 2013 -Art Basel 2013
Gabríela Friðriksdóttir
Zhang Ding
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Art Basel 2013
Paulo Nazareth
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Biennale Venedig 2013 -Montevideo Biennale 2013 -Art Basel 2013
Bjarne Melgaard
u.a. vertreten -Lyon Biennale 2013 -Art Basel 2013 -S.M.A.K. Sammlung, Gent
www.biennaledelyon.com/
aid
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