"Der Museumsträger hat die ethische Pflicht, alle Teilbereiche des Museums, seine Sammlungen und seine Dienstleistungen zu sichern und auszubauen. Insbesondere ist er dafür verantwortlich, dass die dem Museum anvertrauten Sammlungen angemessen untergebracht, bewahrt und dokumentiert werden."(Icom: International Council of Museums)
Ein Zitat, das deutlich macht, wie schwer der Begriff Kunstsammlung heutzutage zu fassen ist. In der Realität verwischen sich der öffentliche und private Bereich immer mehr. Museen verstricken sich in moralische und finanzielle Abhängigkeiten von privaten Sammlungen und werden manchmal gar direkte Projektionswände und Fläche für clevere Marketingkonzepte der globalen Wirtschaftsriesen. Private Sammler machen ihre Leidenschaft zur seriösen Lebensaufgabe, erfüllen als Mäzene öffentliche Aufgaben und ersetzen die bisher selbstverständliche kommunale Kultur und Bildungsarbeit ganzer Kommunen oder manchmal auch staatlicher Institutionen.
Um die gefühlte Unbehaglichkeit ob dieser scheinbaren Tatsache besser analysieren und verstehen zu können, mache ich heute auf dieser Seite den Versuch einer - zugegebenermaßen - oberflächlichen Bestandsaufnahme der Kunstsammlungslandschaft und leiste mir meine persönliche, einseitige und höchst subjektive Analyse des Status Quo.
Die Landschaft der Kunstsammler und Kunstsammlungen ist noch immer stark geographisch aufgeteilt. Die wichtigen Museen für Moderne und Zeitgenössische Kunst konzentrieren sich auf wenige Metropolen in den USA und im alten Europa. Die neuen öffentlichen Sammlungen in China, Russland oder dem Nahen und Fernen Osten genießen, was Kunstmacht und Ansehen betrifft, bis auf wenige Ausnahmen Exotenstatus. Noch deutlicher wird die Tendenz, wenn man sich die Herkunft der 200 wichtigsten Kunstsammler auf der Welt betrachtet. Die jährlich im Sommerloch veröffentlichte Top 200 Liste der Kunstzeitschrift Artnews veränderte sich seit Beginn der Statistik vor 15 Jahren kaum.
Angeführt wird die Liste immer von Sammlern aus Nordamerika und da vor allem aus New York und Kalifornien, gefolgt wird die USA eindeutig von Europa, wobei man immer ein Gleichgewicht privater Sammlerpotenz in England, Frankreich, der Schweiz und Deutschland feststellen kann. Die kleine Schweiz hat alleine so viele private Kunstsammler wie der gesamte mittel- und südamerikanische Raum und die kompletten arabischen Staaten.
Die deutschen privaten Sammlungen, die immer wieder in der Liste auftauchen, sind Persönlichkeiten wie Harald Falckenberg, Ingvild Goetz, Uli Knecht, Frieder Burda oder Friedrich Christian Flick. Aus der Schweiz ist der Verleger Michael Ringier Stammgast auf der Liste, Francoise Pinault aus Paris ist immer vorne dabei. England ist neben den Cohens aus Manchester immer mit Charles Saatchi im Ranking vertreten.
Sammler wie der Scheich Saud al Thani, der Sultan von Quatar, bleiben eine exotische Ausnahme im westlich geprägten internationalen Sammler-Establishment. Typisch für den American Way of Collecting sind die beiden Brüder Leonard und Ronald S. Lauder: Diese sind immer noch wichtige Persönlichkeiten im internationalen Großkonzern Estée Lauder und konkurrieren in ihrer Sammelleidenschaft und Spendenpolitik um den Titel "Big Spender" der USA. Sowohl das Whitney Museum als auch das MoMA verdanken große Teile ihrer Sammlung der Kaufkraft der beiden Brüder, sie sich ihre Spendenleidenschaft allerdings auch mit absoluter Macht vergelten lassen. (...)
Helmut Schuster
Der vollständige Artikel ist in der Mai-Ausgabe des Kultur-Kanal nachzulesen.
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